Syrische Armee rückt in Palmyra ein

Der zerstörte Baaltempel von Palmyra
Der zerstörte Baaltempel von Palmyra APA/AFP (JOSEPH EID)
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Die Terrormiliz IS wird zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren aus
der Welterbe-Stadt vertrieben.

Die syrische Armee ist in die von der IS-Miliz gehaltene Wüstenstadt Palmyra eingerückt. Nach Kämpfen mit der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) sei die Armee in ein Viertel im Westen der Stadt vorgedrungen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Bei den Genfer Syrien-Gesprächen gab es indes Annäherungssignale. Es gebe "Kämpfe und bedeutende Bombenangriffe" in der Stadt, sagte der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten in Syrien, von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen. Die syrische Armee versucht seit Wochen, die Wüstenstadt in der Provinz Homs mit Bodentruppen und Bombenangriffen aus der Luft einzunehmen. Palmyra zählt seit 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die IS-Miliz hatte die Stadt erstmals im Mai 2015 eingenommen. Nach ihrer Vertreibung durch die syrische Armee im März vergangenen Jahres eroberte der IS die Stadt im Dezember erneut.

Während ihrer Herrschaft zerstörten die IS-Kämpfer dort zahlreiche einzigartige Kulturgüter, darunter den berühmten Baal-Tempel, den prachtvollen Triumphbogen und mehrere antike Grabtürme. Auf Mitte Februar veröffentlichten Bildern der russischen Armee waren weitere Zerstörungen am Tetrapylon zu erkennen, einem aus vier Türmen bestehenden Monument mit 16 Säulen vom Ende des 3. Jahrhunderts. Bei den Syrien-Friedensverhandlungen in Genf deuteten sich Fortschritte an. Die Regierung sei bereit, über eine politische Übergangsphase zu sprechen, sagte der Oppositionsdelegierte Nasr al-Hariri unter Berufung auf UNO-Vermittler Staffan de Mistura am Mittwoch. Die Regierungsseite habe auf Druck Russlands eingelenkt. Sie versuche aber, andere Punkte stärker zu gewichten, um zu verhindern, dass politische Themen direkt angegangen würden.

De Mistura will sich in Genf auf eine neue Verfassung und von den Vereinten Nationen überwachte Wahlen konzentrieren. Er hat vorgeschlagen, Themen wie die Terrorismusbekämpfung und eine Feuerpause separat in Kasachstan zu besprechen. Dort hatten Russland, die Türkei und der Iran ein neues Format in der Hauptstadt Astana ins Leben gerufen, als die Genfer Runde auf Eis lag. Das Treffen resultierte in der Vereinbarung einer Feuerpause, die sich aber als brüchig erwies. Eine Person aus dem Umfeld der kasachischen Gespräche sagte, ein neues Treffen in Kasachstan sei für den 14. März geplant. Eine UNO-Untersuchungskommission erhob indes schwere Vorwürfe gegen die Konfliktparteien in Syrien. Sowohl Regierungstruppen als auch Rebellen hätten in Aleppo Kriegsverbrechen begangen, hieß es in einem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht. Das syrische Militär habe Chlorgas eingesetzt und auch zivile Einrichtungen aus der Luft bombardiert, um Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Bewaffneten Gegnern der Regierung warf der UNO-Menschenrechtsrat vor, willkürlich von Zivilisten bewohnte Gebiete beschossen, Menschen an der Flucht gehindert und Hilfsgüter zurückgehalten zu haben. Auch das seien Kriegsverbrechen. "Auf beiden Seiten der Stadt bezahlten Zivilisten den höchsten Preis für die Brutalität", schreibt der Rat. Es habe einen immensen Verlust an menschlichen Leben gegeben.

(APA/AFP)

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