IT-Probleme beim AMS: "Mehr als kritische Situation"

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Arbeitsmarktservice(c) Clemens Fabry
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In einem angeblich von der AMS-Geschäftsführung an die IBM-Spitze verschickten E-Mail heißt es: "Praktisch alle bedeutenden Entwicklungsvorhaben stehen auf 'rot'."

Das Arbeitsmarktservice kämpft mit IT-Problemen im Zusammenhang mit seinem Vertragspartner IBM, die offenbar massiver sind als bisher bekannt. Nicht nur bei der Skillmatching-Jobplattform hakt es, sondern es seien auch die eAkte, die Kundenkontakthistorie, das IBM-Produkt Sametime sowie notwendige Updates von Problemen betroffen. Das geht aus E-Mails des AMS hervor, die am Donnerstag bekannt wurden. AMS und IBM Österreich gaben dazu bislang kein Statement ab. Vom AMS wurde für Donnerstagvormittag aber eine Stellungnahme angekündigt. IBM Österreich hatte laut einem Bericht der "Presse" Ende Jänner zu IT-Problemen mit dem AMS erklärt, dass man keine spezifischen Kundensituationen kommentiere.

In einem offenbar von der AMS-Geschäftsführung an die IBM-Spitze verschickten E-Mail, aus dem die Austria Presseagentur zitiert, heißt es, dass die Geschäftsbeziehung "in einer mehr als kritischen Situation" angekommen sei. "Nicht mehr der laufende Betrieb macht uns Sorgen, sondern die Tatsache, dass praktisch alle bedeutenden Entwicklungsvorhaben auf 'rot' stehen", heißt es dazu in einem E-Mail der AMS-Geschäftsführung.

Die IT-Probleme betreffen nur Neuentwicklungen, wie etwa die Skillmatching-Jobplattform. "Der laufende IT-Betrieb funktioniert einwandfrei und ist in keinster Weise gefährdet", erklärt der AMS-Vorstand. IBM sei mit der Lieferung der IT-Neuentwicklungen in Verzug.

AMS: Kein Arbeitsloser wird behindert

Das AMS hatte in der Vergangenheit mehrfach mit IT-Problemen zu kämpfen. IBM erhielt im Jahr 2011 den Zuschlag für die Betreuung und Weiterentwicklung der AMS-IT in Höhe von 173 Millionen Euro. Die Mindestbindefrist des Arbeitsmarktservice an den IT-Partner IBM endet im September 2017. Vor IBM war die Siemens-Tochter amsbg zuständig.

Zu weiteren Details der IT-Probleme wollte sich das AMS mit dem Hinweis auf vertragliche vereinbarte Verschwiegenheitspflicht mit IBM nicht äußern. Sollte der Auftrag von IBM nicht ordnungsgemäß erfüllt werden, erwartet Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), dass die AMS-Geschäftsführung die Konsequenzen zieht und alle möglichen rechtlichen Schritte ausschöpft. Es handle sich um nicht fertiggestellte Zusatzfeatures, hieß es aus dem Sozialministerium zur APA. Kein Arbeitsloser werde aufgrund der IT-Probleme bei der Jobsuche behindert.

Kickl fordert Sonder-Sozialausschuss

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl nahm die AMS-Probleme am Donnerstag zum Anlass, um Sozialminister Stöger heftig zu kritisieren. Kickl fordert einen Sonder-Sozialausschuss, in dem Stöger und die AMS-Chefs Herbert Buchinger und Johannes Kopf zur Lage Stellung nehmen sollen. "Medienberichte rund um das IT-Chaos beim neuen Jobportal des AMS" hätten bei Stöger "alle Alarmglocken schrillen lassen müssen". Das EDV-System sei der Dreh- und Angelpunkt des AMS im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und "entwickelt sich offenbar immer mehr zur Dauergroßbaustelle", schreibt Kickl in einer Aussendung.

(APA)

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