Johan Botha: Lichtgestalt der Oper

Johan Botha als Tannhäuser, 2010 in der Staatsoper.
Johan Botha als Tannhäuser, 2010 in der Staatsoper.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Aus der Staatsoper: Mitschnitte mit Johan Botha.

Eine wichtige CD aus traurigem Anlass. Vor wenigen Monaten ist der südafrikanische Tenor Johan Botha mit nur 51 Jahren gestorben. Er war eine Lichtgestalt der Opernwelt, denn es war ihm gegeben, mit strahlend schöner, leuchtkräftiger Tenorstimme die schwierigsten Heldenpartien des schweren Fachs zu singen – eine Tugend, die man vor seinem Erscheinen auf der internationalen Bühne beinah für ausgestorben hielt. Zwar feierte Botha an der Volksoper sein Wien-Debüt mit Puccini (in Harry Kupfers ,,Bohème“-Produktion, in der er gleich widerlegte, dass ein Sänger seines körperlichen Formats nicht auch ein guter Darsteller sein könne). Doch erkannte man rasch, dass die enormen Kraftreserven diesen Mann fürs Heldische befähigten. Dass er in seine Rollengestaltungen immer auch sein Belcanto-Vermögen einbrachte, sicherte ihm zeitlebens eine Ausnahmestellung. Wien war Bothas Heimat. Die Staatsoper, an der er beinah alle seine großen Partien gesungen hat, widmet seinem Andenken nun eine Kompilation von Livemitschnitten, die seinen singulären Rang im deutschen Fach eindrucksvoll dokumentiert. Ob Siegmund oder Lohengrin, Parsifal oder Tannhäuser – jeder Auftritt Bothas schien ja zu beweisen, dass der vielgescholtene Meister Wagner nichts Unbilliges von seinen Sängern verlangt hat. Ja, selbst die allgemein als geradezu „unsingbar“ geltenden Partien, die Richard Strauss seinen Tenören zugemutet hatte, fanden in Botha ihren Meister. Enthusiasmus schwang in dieser Stimme mit, wenn der Kaiser von der Eroberung seiner schönen „Frau ohne Schatten“ schwärmte, sanfte Ekstase im weltentrückten Duett Daphnes mit Apollo: Momente musiktheatralischer Erfüllung, in denen Textgehalt und Musik vollkommen zur Deckung kamen.

(c) Beigestellt

„Ariadne auf Naxos“. Die CD beginnt mit einem „Fidelio“-Fragment unter Seiji Ozawa von 2004, dann hört man Botha als Tannhäuser (unter Welser-Möst), als Lohengrin und Stolzing (unter Simone Young) sowie als Parsifal (unter Donald Runnicles). Der Richard-Strauss-Teil schließt mit dem Finale von „Ariadne auf Naxos“, die Christian Thielemann im Oktober 2014 dirigierte. Botha an der Seite von Soile Isokoski mit handverlesenen Ensemble-Damen von Daniela Fally über Valentina Nafornită bis Olga Bezsmertna: wienerischer Opernluxus, von einer wahrhaft göttlichen Tenorstimme überstrahlt, wie man sie in solcher Souveränität in einer dermaßen heiklen Partie kaum je vorher hören durfte und wohl lang nicht mehr hören wird . . . (Orfeo)

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