Petrol Ofisi geht um knapp 1,4 Mrd. Euro an die Vitol-Gruppe. Für seine Strategie nimmt OMV-Chef Seele Einbußen in Kauf.
Wien. Fast ein Jahr hat die Suche nach einem Käufer gedauert, nun wird die OMV ihre türkische Tochter los: Die Tankstellenkette Petrol Ofisi geht an die schweizerisch-niederländische Vitol-Gruppe, einen der größten Rohstoffhändler der Welt. Bis Herbst soll die Transaktion abgeschlossen sein. Der Kaufpreis liegt bei rund 1,37 Mrd. Euro– und damit deutlich unter den zwei Mrd. Euro, die der heimsche Öl- und Gaskonzern erst vor wenigen Jahren für sein Türkei-Abenteuer auf den Tisch gelegt hat. Im Jahr 2006 erwarb die OMV einen Anteil von 34 Prozent an Petrol Ofisi. 2010 übernahm sie das größte Tankstellennetz der Türkei (mit 1700 Standorten) zur Gänze. Aber das Geschäft kam nie wirklich in die Gänge.
Der türkische Regulator erlaubte nur sehr geringe Margen. Auch sonst griff der Staat stark ein. Der Ölpreisverfall tat sein Übriges. Immerhin kamen aus der Türkei positive Ergebnisbeiträge, wenn auch im Schnitt nur rund 100 Mio. Euro pro Jahr. Als wirklich günstig galt die Investition freilich von Anfang an nicht. Die OMV zahlte eine Prämie für die damals sehr positiven wirtschaftlichen Aussichten der Türkei. Auch wollte sie ein strategisches Standbein in der Schwarzmeerregion haben, das politischen Rückenwind für die geplante Nabucco-Pipeline bringen sollte.
Dieses Projekt ist längst tot, und der neue OMV-Chef, Rainer Seele, hat den Kompass ganz anders ausgerichtet. Er will die zu hohen Kosten senken. Teure Öl- und Gasfelder in der Nordsee stößt er ab, die Kooperation mit der russischen Gazprom soll den Zugang zu billigeren Förderstätten in Sibirien ermöglichen. Zudem will Seele einen Teil der hohen Schulden abbauen. Dazu sammelt er Geld ein – und wirft alle „wirtschaftlich schwachen“ oder für die Strategie nicht notwendigen Beteiligungen auf den Markt – wie eben Petrol Ofisi.
Das geht nicht ohne Verluste. Freilich ist ein guter Teil der Differenz schon wertberichtigt. Nur 186Mio. Euro sind noch auszubuchen. Dazu kommen aber Wechselkursverluste durch den Verfall der türkischen Lira. Sie belasten das heurige Jahresergebnis mit 1,1 Mrd. Dieser Betrag mindert aber nicht das Eigenkapital, das schon in den Vorjahren damit belastet wurde.
(APA)