Marcel Hirscher ist zum sechsten Mal Gesamtweltcupsieger

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Seit sechs Jahren gewinnt Marcel Hirscher ununterbrochen den Gesamtweltcup, der Salzburger ist nun endgültig der erfolgreichste Skirennläufer der Geschichte.

Standesgemäß hat Marcel Hirscher für Gewissheit gesorgt. Im dichten Nebel von Kranjska Gora gewann der Salzburger den Riesentorlauf vor Leif Kristian Haugen und Matts Olsson. Damit war klar: Fünf Rennen vor Saisonende ist sein Punktevorsprung nicht mehr einzuholen, der historische sechste Gesamtweltcupsieg in Folge unter Dach und Fach.

„Das Unschaffbare ist machbar geworden“, erklärte der nun erfolgreichste Skirennläufer der Geschichte. Bisher hatte sich Hirscher diesen Titel mit Marc Girardelli (fünf Gesamtsiege von 1985 bis 1993) teilen müssen.
Als Draufgabe sicherte sich der 28-jährige Rekordmann auch den Riesentorlaufweltcup und seine insgesamt siebente kleine Kristallkugel. Schon heute im Slalom (9.30/12.30 Uhr, live ORF eins) fährt er um Nummer acht. Danach folgt ein Schaulaufen beim Weltcupfinale in Aspen.

Hirschers Winter war eine einzige Machtdemonstration. Seit dem zweiten Rennen führt er in der Gesamtwertung, im Riesentorlauf durchbrach er die anfängliche Dominanz von Alexis Pinturault, im Slalom jene von Henrik Kristoffersen. Podestplatz reihte sich an Podestplatz, bisher waren es 15 in 21 Rennen, in St. Moritz beendete er zum dritten Mal in Folge eine Weltmeisterschaft mit zwei Gold- und einer Silbermedaille. Einmal mehr war auf den ÖSV-Star Verlass, als es darum ging, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Und gleich bei der nächsten Gelegenheit fixierte er nun in Kranjska Gora den historischen sechsten Gesamtweltcupsieg. Dort, wo er 2008 seinen ersten Podestplatz im Weltcup (Dritter im Slalom) feierte.

Seither landete er insgesamt 106 Mal unter den Top Drei, davon 44 Mal auf Platz eins. Seit der Saison 2011/12, als Hirscher zum ersten Mal den Gesamtweltcup gewann, ist er bei 68 Prozent seiner Weltcuprennen aufs Stockerl gefahren. „In 20 Jahren wird man sagen: Das war der Skifahrer des Jahrhunderts“, meinte Norwegens Chefcoach Christian Mitter einmal zur „Presse“. Mit Kristoffersen hat nach Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal heuer wieder einer seiner Schützlinge den Kugelkampf gegen den Salzburger verloren.

"Team Hirscher"

Freilich, Hirscher genießt Sonderstatus im ÖSV, hat sein eigenes Team an Fachleuten und Betreuern, muss sich nicht mit Begehrlichkeiten, Animositäten oder Zimmerbelegungen abgeben. Doch sein eigener Weg ist unumstritten, auch heuer gehen knapp ein Drittel aller ÖSV-Punkte bei den Männern auf das Konto des Annabergers, der besser denn je abschätzen kann, wann volles Risiko und wann ein Sicherheitslauf angebracht ist (der letze Ausfall liegt über ein Jahr zurück). Auch Akribie und Materialexpertise des „Team Hirscher“ sind im Weltcup unübertroffen, allein zur WM in St. Moritz rückte man mit 60 Paar Ski an.

Bislang hat zudem der Körper mitgespielt. Während sich die Konkurrenz mit teils schweren Verletzungen selbst aus dem Titelrennen nahm (Svindal, Ted Ligety, Beat Feuz, Ivica Kostelic) scheint Hirscher unverwundbar zu sein. Die Materialreform und die damit gestiegenen Belastungen haben ihm keine Probleme bereitet, die gelegentliche Grippe hat ihn am Ende nie am Siegen gehindert.

Ein großer Abgang?

Der Erfolgslauf ist mit enormen Strapazen verbunden. Hirscher ist keiner, der das nicht auszusprechen wagt, vergisst dabei aber nie, dass in der Summe das Positive überwiegt. Er weiß, mit seinen Kräften hauszuhalten, einen Wechsel in die Speeddisziplinen hat er deshalb ausgeschlossen. PR- und Medientermine werden ohnehin eher mehr denn weniger, trotzdem gilt es, die Privatsphäre zu schützen. Im Sommer macht sich Hirscher rar, auch im Winter verordnet er sich mitunter einige Tage abseits des Renngeschehens, verzichtet dann gänzlich aufs Skifahren. Die Heimat und seine Bodenständigkeit verhindern, dass ihm irgendwann Geld oder Ruhm zu Kopf steigen.

Aber welche Superlative kann diese Karriere, die einst in der Skischule von Vater Ferdinand ihren Anfang nahm, überhaupt noch bieten? Vor allem: Was passiert, wenn Hirscher den Gesamtweltcup einmal nicht gewinnt? Er selbst glaubt, dass dieser Tag kommen wird und beschäftigt sich schon jetzt mit diesem Szenario. Vorerst aber befindet sich der Skisport weiterhin in der Ära Marcel Hirscher. Kristall Nummer sechs in Folge ist wohl ein Rekord für die Ewigkeit, mit Svindal (34, 2006/07, 2008/09, derzeit verletzt) und Carlo Janka (30, 2009/10) finden sich überhaupt nur zwei weitere Gesamtsieger unter den Aktiven.

Für den Legendenstatus fehlt Hirscher nur noch ein Kapitel: Olympiagold, der Triumph bei der größten Plattform, die der Skisport bietet. 2018 in Südkorea hat er die nächste Chance. Stand heute ist danach Schluss mit der Hundertsteljagd.

(c) APA/EXPA/JOHANN GRODER (EXPA/JOHANN GRODER)

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