"Eines Tages hat man Appetit, die Nummer eins zu werden"

Carlos Tavares: Opell ist erst der Anfang
Carlos Tavares: Opell ist erst der AnfangAFP (ERIC PIERMONT)
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Die Opel-Übernahme ist das bisher riskanteste Projekt des portugiesischen Managers Carlos Tavares.

Für Carlos Tavares ist die Opel-Übernahme erst der Anfang: "Wir wollen einen europäischen Champion aus der Kombination von einem französischen und einem deutschen Unternehmen", sagte der Chef des französischen Autokonzerns PSA Peugeot Citroen, als er den Kauf des Rüsselheimer Unternehmens vom bisherigen US-Mutterkonzern General Motors am Montag verkündete.

Mit der Übernahme von Opel wird PSA nach Verkaufszahlen wieder der zweitgrößte europäische Anbieter nach Volkswagen. Doch ohne Risiko ist der Coup nicht. Sich Opel einzuverleiben ist das bisher gewagteste Vorhaben des PSA-Chefs. "Eines Tages hat man Appetit, die Nummer eins zu werden", ist ein bekannter Spruch des 58-Jährigen. Er stammt aus dem Sommer 2013, gut ein halbes Jahr später wird der Automanager Chef der PSA-Gruppe. Nun frisst der "Löwe" - so das Peugeot-Logo - Opel.

Bei PSA schafft es der gebürtige Portugiese Tavares innerhalb von rund zwei Jahren, die Gruppe in die Gewinnzone zu fahren. Ende Februar verkündet PSA glänzende Geschäftszahlen. Der Gewinn stieg 2016 um fast 80 Prozent auf knapp 2,2 Mrd. Euro. Und das nur drei Jahre nach der Beinahe-Pleite und dem Einstieg chinesischer Investoren und des französischen Staats.

Die guten Zahlen werden vor allem als Verdienst von Tavares gewertet. Er hat der Gruppe um Peugeot, Citroen und die Premiummarke DS einen strengen Spar- und Rationalisierungsplan verordnet. Mit dem vielsagenden Namen: "Back in the race" (Zurück im Rennen). Es sieht auch den Abbau tausender Stellen vor, unter anderem durch Frühpensionierungen.

Karriere bei Renault

Tavares hat die klassische Karriere eines Automanagers gemacht: Nach einem Studium an der renommierten Pariser Ingenieurschmiede Ecole Centrale steigt er bei Renault ein. Dort arbeitet er sich hoch und fällt Konzernchef Carlos Ghosn auf. Er schickt Tavares 2004 zu dem japanischen Autobauer Nissan, mit dem Renault eine Allianz unterhält. Für die Marke ist Tavares in Japan und in den USA tätig.

Zurück in Paris wird Tavares sieben Jahre später zur rechten Hand des Renault-Chefs. Mit dem gebürtigen Brasilianer Ghosn hat der "kleine Carlos" nicht nur die portugiesische Sprache gemein, sondern auch die Liebe zu Autos.

Doch die Rolle als ewige Nummer zwei liegt Tavares nicht. Als er mit 55 Jahren seine Ambition auf einen Chefposten öffentlich macht, wirft Ghosn ihn bei Renault hinaus. Kurz darauf heuert ihn PSA an. "Die Herausforderung meines Lebens!", schreibt Tavares auf Facebook.

Dabei hatte er eigentlich anderes im Sinn. "Warum nicht bei General Motors arbeiten?" sagt er vor dem Wechsel zu PSA über seine Karriereambitionen. Den Hersteller aus Detroit kennt er aus seiner Zeit bei Nissan in den USA. Deshalb überrascht es nicht, dass er intensiven Kontakt zu GM pflegt, zumal PSA seit 2012 mit dem US-Autobauer kooperiert.

Dass es in den Gesprächen mit GM um den Kauf von Opel und die britische Schwester Vauxhall geht, hält Tavares lange geheim - bis die Blase Mitte Februar platzt. Der völlig überrumpelten Bundesregierung und den Opel-Betriebsräten stellt der Manager eine Beschäftigungsgarantie für die deutschen Werke bis Ende 2018 in Aussicht. Dort arbeiten mehr als 18.000 Menschen. Die Schließung von Opel-Werken sei nicht notwendig, wenn diese produktiver würden, sagt Tavares am Montag.

Allerdings sind PSA wie Opel im Mittelklassesegment unterwegs und machen sich damit Konkurrenz. Auto-Experten warnen vor einer "Kannibalisierung" zwischen den Marken. Die fürchtet Tavares aber offenbar nicht. "Wir sind jetzt in der Position eines Jägers und nicht mehr eines Gejagten", sagte er kürzlich mit Blick auf die prall gefüllten PSA-Kassen.

(APA/AFP)

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