Rapid kiefelt an der verhexten Saison

Rapid musste sich gegen Salzburg über eine weitere Niederlage ärgern und steht so schlecht wie zuletzt vor zehn Jahren da.
Rapid musste sich gegen Salzburg über eine weitere Niederlage ärgern und steht so schlecht wie zuletzt vor zehn Jahren da.(c) Sebastian Pucher / EXPA / picturedesk.com
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Die Hütteldorfer stecken nach dem 0:1 gegen Salzburg weiter in der Krise. Spieler und Trainer bemühen Pech und Durchhalteparolen, die Baustellen aber sind offensichtlich.

Wien. Es war eine bezeichnende Frage, auf die Rapid-Trainer Damir Canadi nach der 0:1-Niederlage gegen Salzburg keine Antwort wusste. Ob seine Mannschaft angesichts von nur neun Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Ried in den Abstiegskampf rutschen könnte? „Das kann ich schwer beantworten“, lautete sein ausweichender Kommentar und brachte die derzeitige Lage auf den Punkt. Nach nur zwei Siegen und vier Remis in den zwölf Pflichtspielen unter Canadi rückte nicht die Tabellenspitze, sondern deren Ende näher. Der oft bemühte Trainereffekt sieht definitiv anders aus.

„Mir ist die Statistik grundsätzlich wurscht, aber wenn Red Bull keinen Torschuss in der ersten Halbzeit hatte, dann weiß man um die Leistung des SK Rapid Wien“, sagte Canadi nach der Partie. Tatsächlich stimmten Kampf, Einsatz und Wille gegen den Meister, das betonten auch die Spieler, und das honorierten die grün-weißen Fans bis zur letzten Minute. Dass Salzburg-Coach Oscar Garcia gar von Rapids vielleicht bester Saisonleistung sprach, fällt jedoch in die Kategorie „dem Gegner Rosen streuen“ und sollte in Hütteldorf maximal zum Nachdenken anregen. Zwar lag Rapid bei Torschüssen (19:7), Ballbesitz (58:42 Prozent) und gewonnenen Zweikämpfen (56:44) voran, agierte über 90 Minuten jedoch erschreckend harmlos. „Wir haben alles probiert, aber es ist derzeit wie verhext“, haderte Kapitän Stefan Schwab, und Mario Sonnleitner stimmte ins Wehklagen ein: „Keine Ahnung, was wir verbrochen haben. Wir werden bei jeder Chance gegen uns bestraft.“

Schwachstelle Standards

Pech allein aber ließ Rapid nicht scheitern. Vermutlich war es auch Salzburgs Taktik, abzuwarten und dem Gegner die Spielgestaltung zu überlassen, schließlich ist das aktuell das größte grün-weiße Manko. So kam einmal mehr das Flügelspiel überhaupt nicht zur Geltung, damit untermauerte Joelinton, dass ihm für die Rolle an vorderster Position die Torjägerqualitäten fehlen. Nicht ein einziges Mal wurde Salzburg-Keeper Alexander Walke wirklich gefordert. „Uns fehlt der letzte Pass und die letzte Ruhe vor dem Tor“, gestand auch Sonnleitner. Angesichts mangelnder Kreativität und Präzision im eigenen Angriff mutet es umso merkwürdiger an, dass mit Standardsituationen so leichtfertig umgegangen wird. Während bei Rapid Ecken wie Freistöße oft einem verschenkten Ball gleichkommen, schlagen die Gegner regelmäßig aus ruhenden Bällen zu. Ob zuletzt zweimal der WAC oder nun Salzburg, 16 der 27 Gegentore diese Saison wurden aus Standards kassiert.

In Hütteldorf wiederholen sich also die Durchhalteparolen, dabei sind Punkte und Siege gefragt, um sich noch irgendwie über die Saison zu retten. Mit 29 Zählern nach 24 Runden steht Rapid so schlecht wie zuletzt 2006/07 da, damals wurde es am Ende zumindest noch der vierte Platz. Dieser scheint aktuell außer Reichweite, mit der momentanen Quote von Canadi sind es selbst die 43 Punkte vom bisherigen Tiefpunkt unter Lothar Matthäus 2001/2002 (achter Endrang). Hoffnung auf den Europacup macht inzwischen nur noch der Cup, im Viertelfinale wartet am 5. April St. Pölten. Bis dahin gilt es, die Tore aus dem Training ins Spiel zu übertragen, am besten schon im nächsten Härtetest am Sonntag in Graz. Canadi glaubt weiter fest daran: „Wir werden die Mannschaft aufrichten und wollen anschließen, wo wir gegen Salzburg aufgehört haben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2017)

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