Die Bande zwischen dem Eurofighter-Hersteller EADS und dem ORF könnten enger sein, als bisher gedacht. Das Medienhaus kündigt eine "vertiefende Prüfung" an.
Die Verbindungen zwischen dem Rüstungskonzern EADS und dem ORF könnte weitaus enger gewesen sein, als bisher bekannt war. Das legt ein Bericht von "profil" nahe, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach legte ein österreichischer EADS-Lobbyist an die deutsche EADS Military Aircraf eine Rechnung für ein "Honorar laut Vereinbarung" in der Höhe von einer Million Euro. Datiert ist die Rechnung auf den 22. Jänner 2003.
Als Rechnungszweck wird laut "profil" angegeben: "Werbliche Betreuung Eurofighter Kampagne f. d. österr. Bundesheer." Und es folgt die Konkretisierung: "Für die werbliche Betreuung Januar bis Dezember 2002 erlauben wir uns wie folgt in Rechnung zu stellen: Öffentlichkeitsarbeit mit dem ORF – Gespräche und Veranstaltungen mit den Redakteuren und Sendungsgestaltern zwecks Produktion und Sendung von Reportagen über EADS, Eurofighter und Offset, Ausstrahlung in Sendungen wie z.B. Zeit im Bild, Report, Euro, Am Schauplatz, Modern Times, Thema, etc.
Seledec einer der "engagierten Ansprechpartner"
Namentlich genannt wird von "profil" außerdem der frühere zentrale ORF-Chefredakteur Walter Seledec. Letzterer, ein Milizoffizier im Rang eines Brigadiers, sei demnach einer von mehreren "engagierten Ansprechpartnern, die die Umsetzung erfolgreich unterstützen werden".
Seledec ist Bezirksrat für die FPÖ Döbling und gemeinsam mit dem ehemaligen EU-Parlamentarier und FPÖ-Funktionär Andreas Mölzer Herausgeber der rechten Zeitschrift "Zur Zeit". Seledec teilte zuletzt via "Zur Zeit" gegen "selbst ernannte Aufklärer", "Intriganten" und "Naive" aus, die sich mit der Aufklärung des Eurofighter-Deals in "selbstmörderischer Manier" ein "internationales Eigentor schießen". Gegenüber dem "Standard" sagte Seledec vergangene Woche, er habe mit Vertretern von EADS nur als Journalist Kontakt gehabt.
Laut "profil" wurde Seledec vom ORF übrigens für das Erinnerungsjahr 2018 mit einer Dokumentation über österreichische Generäle in der deutschen Wehrmacht beauftragt. Im "Kurier" stellte ORF-Sprecher Martin Biedermann klar, dass die Doku "eines von vielen Projekten im Evaluierungsstadium" sei und von einer Auftragsvergabe könne keine Rede sein. Für 2018 gebe es noch keine Budgets.
Wrabetz veranlasst "vertiefende Prüfung"
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte am Mittwoch gegenüber der Austrian Presse-Agentur, eine "erste kurzfristige Überprüfung der bisher kolportierten entsprechenden Informationen habe zu keinen Ergebnissen geführt". Er habe die Revision nun aber beauftragt, eine "vertiefende Prüfung durchzuführen". Immerhin sei sein Medienhaus "an einer lückenlosen Aufklärung der im Raum stehenden Verdachtsmomente höchst interessiert".
Schon am Wochenende hatte "profil" in einer Vorabmeldung geschrieben, dass EADS in den Jahren 2002 und 2003 versucht haben soll, die ORF-Berichterstattung etwa im Wege von "Produktionskostenzuschüssen" zugunsten des Eurofighter zu beeinflussen.
>>> Bericht von "profil online"
(Red./APA)