Wie viele Kleider haben noch Platz im Schrank?

Busy day on Oxford Street in the run up to Christmas London UK Shoppers with shopping bags from Pr
Busy day on Oxford Street in the run up to Christmas London UK Shoppers with shopping bags from Pr(c) imago/Bettina Strenske (imago stock&people)
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Statistiken zeigen, dass seit 2000 die Textilausgaben trotz Verdoppelung der weltweiten Produktion wegen der billigen Massenware nur um zehn Prozent gestiegen sind. Greenpeace warnt vor einem Konsumkollaps.

Fast Fashion hat die Modewelt verändert. Für Produzenten, Händler und Konsumenten. Dabei werden die Kollektionen im Textilhandel laufend geändert wird und die Zeit von der Präsentation der neuesten Designs am Catwalk bis zur Darstellung der preiswerten Massenware in den Filialen stark verkürzt. Marktführer wie Zara, H&M und Primark bringen einer McKinsey-Studie zufolge jedes Jahr bis zu 24 Kollektionen auf den Markt.

Fast Fashion hat auch den Umgang mit Kleidung verändert. Jeder Deutsche, und in Österreich wird es wegen eines ähnlichen Kaufverhaltens nicht anders sein, kauft etwa 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr und trägt diese halb so lange wie vor 15 Jahren, zeigt eine Greenpeace-Studie. Der Füllgrad zahlreicher Kleiderschränke ist von voll auf übervoll gestiegen. Umfragen zeigen, dass Kleidungsstücke im Schrank, die nie getragen werden, keine Seltenheit sind. Kleidung wird ohne großes Zögern gekauft, denn Mode ist günstig zu haben, insbesondere, wenn satte Rabatte zur Schnäppchenjagd einladen.

Nach einer Greenpeace-Umfrage unter Frauen zwischen 18 und 40 Jahren geben die meisten Befragten an, dass sie mehr Kleidung besitzen, als sie benötigen (60 Prozent), und trotzdem immer wieder mit vollen Tüten nach Hause kommen. Ein weiteres Ergebnis:  Wer viel in sozialen Medien unterwegs ist, der shoppt auch viel. Und gibt dabei mehr aus. Nämlich rund 130 Euro im Monat - für Kleider, Schuhe, Handtaschen etc.

Ausgaben stiegen nur um zehn Prozent

Statistiken zeigen, dass trotz des gestiegenen Konsums die Kosten für Bekleidung zwischen 2000 und 2015 nur um etwa zehn Prozent gestiegen sind. Obwohl sich die weltweite Textilproduktion im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt hat. Im Jahr 2014 wurden laut Studie erstmals mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert, dies entspricht einem Umsatz von 1,8 Billionen US-Dollar. Während deutsche Verbraucher jährlich zehn Kilogramm neue Kleidung kaufen, sind es in den USA 16 Kilogramm und in Afrika/Nahost nur etwa zwei Kilogramm.

Ein wesentlicher Treiber für das rasante Wachstum von Fast Fashion ist die Kunstfaser Polyester. Diese ist billig und einfach zu produzieren. 60 Prozent unserer Bekleidung enthält Polyester. Auch hier zeigt ein Vergleich der Jahre 2000 und 2016 die rasante Zunahme. Zum Beginn des neuen Jahrtausends wurden weltweit 8,3 Millionen Tonnen Polyester für Kleidung genutzt, 16 Jahre später waren es bereits etwa 21,3 Millionen Tonnen. Polyester wird aus nicht erneuerbarem Erdöl hergestellt.

In Deutschland werden jährlich ungefähr 1,3 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt. Fast drei Viertel aller gebrauchten Kleidungsstücke landen bei Textilverwertern. Ungefähr die Hälfte der Kleiderspenden wird wiederverwendet. Weltweit haben die Altkleiderexporte dramatisch zugenommen. Im Jahr 2014 sind 4,3 Millionen Tonnen gehandelt worden. Doch die Märkte für Secondhand-Kleidung sind gesättigt. Zudem haben inzwischen 42 Nationen, überwiegend in Afrika, Süd-Amerika und Asien, zum Schutz der lokalen Textilproduktion den Import von Altkleidern beschränkt oder ganz verboten. Das System für Second-Hand-Kleidung sei am Rande des Kollapses, kann man der Greenpeace-Studie entnehmen.

Längeres Tragen spart Ressourcen

Um den Kleider-Kollaps zu verhindern, müsse Fast Fashion ein baldiges Ende finden. Damit werde nicht nur der Umwelt geholfen, sondern auch den Konsumenten. Die Studie spricht von einem neurologische Kick beim Kauf, in der Folge stelle sich bei immer mehr Konsumenten durch die Anhäufung all dieser Kleidung eine zunehmende mentale Erschöpfung ein. Ein einfacher Schritt wäre Kleidung länger zu tragen. Allein die Verlängerung der Lebensdauer unserer Kleidung von einem auf zwei Jahre würde die CO2-Emissionen um 24 Prozent reduzieren.

>>> Studie von "Greenpeace"

(red.)


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