Ukraine-Geheimdienst überprüft Russlands Song-Contest-Kandidatin

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UKRAINE-EUROVISION-DRAW-MUSIC-CONTEST(c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY)
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Trotz des anhaltenden Konflikts mit der Ukraine wird Russland den Song Contest in Kiew nicht boykottieren. Doch möglicherweise bekommt Julia Samoilowa Auftrittsverbot.

Erst am Sonntagabend hatte der halbstaatliche russische TV-Sender Perwy Kanal in Moskau mitgeteilt, dass Julia Samoilowa (auch Yulia Samoilova) zum Eurovision Song Contest in Kiew mit dem Lied "Flame is Burning" ins Rennen geschickt wird. Am Montag leitete der ukrainische Geheimdienst prompt die Überprüfung eines früheren Auftritts der Sängerin auf der Krim ein, so Pressesprecherin Jelena Gitlanskaja am Montag dem Sender Espresso.tv zufolge.

Beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine könnte auf die Sängerin des russischen Beitrags somit ein Auftrittsverbot zukommen. Die im Rollstuhl sitzende 27-jährige Sängerin war im Juni 2015 in der Stadt Kertsch auf der ukrainischen Halbinsel aufgetreten, die von Russland im Jahr 2014 annektiert worden war. Reisen auf die Krim über Russland sind seit der Annexion von ukrainischer Seite verboten und werden mit einer mehrjährigen Einreisesperre geahndet.

Sollte Samoilowa nicht über das ukrainische Festland eingereist sein, könnte dies eine Teilnahme beim ESC verhindern. Kiew hat angekündigt, für den TV-Wettbewerb keine Ausnahmen zu machen. Der ESC an sich ist eigentlich erklärt unpolitisch.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, dass die Nominierung der 27-Jährigen "keine politische Provokation" sei. Die Wahl habe nichts mit dem Auftritt Samoilowas auf der Krim zu tun. "Jeder (Russe) war schon irgendwann mal auf der Krim, es gibt wohl kaum jemanden, der noch nicht dort war", sagte Peskow.

Samoilowa leidet an einer seltenen Erkrankung des Rückenmarks. Seit ihrer Kindheit sitzt sie im Rollstuhl. Sie wurde 2013 als Teilnehmerin einer russischen TV-Show bekannt und sang bei der Eröffnung der Paralympischen Winterspiele in Sotschi 2014.

Einige Kritiker gehen davon aus, dass Russland mit der Teilnahme der behinderten Sängerin ein schlechtes Abschneiden im ESC zu verhindern versuche. "Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Mädchen zu politischen Zwecken verwendet wird", schrieb der bekannte Blogger Ilja Warlamow. Es gehe den Veranstaltern nicht darum, ein gutes Lied zu präsentieren, sondern um jeden Preis "die Ukrainer zu schlagen".

Zuvor hatte es Spekulationen über Russlands Teilnahme am diesjährigen Musikwettbewerb gegeben. Im Osten der Ukraine herrschen seit Jahren kriegsartige Zustände. Weil Russland die Separatisten unterstützt, stehen sich beide Länder feindlich gegenüber. Der ukrainische Geheimdienst SBU hat viele russische Künstler mit Auftrittsverbot belegt.

Im Vorjahr siegte krimtatarische Sängerin

2016 hatte der russische Sänger Sergej Lasarew beim ESC in Stockholm den dritten Platz belegt. Für die Ukraine siegte die krimtatarische Sängerin Jamala mit dem Song "1944", der sich als Kritik an der Unterdrückung ihres Volkes durch Russland verstehen ließ. Das russische Publikum war empört.

Die Halbfinale des ESC 2017 finden am 9. und 11. Mai in der ukrainischen Hauptstadt Kiew statt, das Finale am 13. Mai. 

Österreichs heuriger Kandidat für den Eurovision Song Contest, Nathan Trent, singt "Running on Air".

(APA/dpa)

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