Blattlinie: Haben wir das verdient?

"Yeni Vatan Gazetesi", die "Neue Heimat-Zeitung" für die türkische Gemeinde in Wien, vergleicht die "Presse am Sonntag"mit dem "Stürmer". Haben wir das verdient?

Birol Kilic, der Herausgeber von „Yeni Vatan Gazetesi“ ist, wie ich aus vielen Briefen weiß, ein Mann der starken Worte. In der Oktober-Nummer vergleicht er die „Presse am Sonntag“ mit dem Nazi-Pamphlet „Der Stürmer“. Es geht um die Ausgabe vom 18. Oktober. Ich habe im Leitartikel für Thilo Sarrazin und gegen die Lordsiegelbewahrer der political correctness Partei ergriffen. Die Titelgeschichte drehte sich um „Die türkische Parallelwelt“. Sie wurde mit einem Bild von Basri Dogan, dem Inhaber des „Ankara Market“, und seinem Mitarbeiter Ruki Güler angekündigt. Der Text gab keinen Hinweis darauf, dass die beiden Vertreter eines Parallelwelt-Konzeptes sind. Die Kombination ihres Bildes mit dem Titel „Die türkische Parallelwelt“ verfolgte keine böse Absicht, war aber dennoch irreführend und verletzend. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen.

Die übrigen Ausführungen von Birol Kilic über „kulturellen Rassismus“ halte ich für hanebüchen, denn sie verkennen bewusst die Linie dieser Zeitung: Wir stehen dazu, Probleme in der Integrationsfrage nicht zu beschönigen. Und wir tun, was wir können, um zum Gelingen von Integration beizutragen. Etwa, indem wir dem Verein M-Media wöchentlich eine Seite in der „Presse“ zur Verfügung stellen. Oder, indem wir Weiterbildungsaktivitäten von Kollegen unterstützen, die das Verständnis für die Realität von Zuwanderern fördern. Mein Kollege Erich Kocina etwa kam gerade von einem Arabischkurs in Kairo zurück.

Wir werden auch das Gespräch mit Herrn Kilic suchen, um mit ihm zu streiten. Das hat er verdient, so, wie alle Zuwanderer eine ehrliche Auseinandersetzung über ihre Wünsche, Ziele und Motive verdient haben. Michael Fleischhacker

michael.fleischhacker@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.11.2009)

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