Brustkrebskonferenz

Krebs: Mehr brusterhaltende Eingriffe

Die Schauspielerin Shannen Doherty bekam im März 2015 die Diagnose Brustkrebs.
Die Schauspielerin Shannen Doherty bekam im März 2015 die Diagnose Brustkrebs. Instagram (theshando)
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In Zukunft dürften mehr Brustkrebspatientinnen als bisher von einer medikamentösen Therapie zur Schrumpfung des Tumors vor der Operation profitieren.

In der Fachsprache wird die medikamentöse Behandlung bei einer Karzinomerkrankung noch vor der Operation "neoadjuvante" Therapie genannt. Sie soll das Karzinom möglichst verkleinern. Manchmal gelingt es sogar soweit zu kommen, dass die Pathologen später überhaupt keine vitalen Krebszellen im Operationspräparat mehr finden.

Diese Erfolge führen aber zu neuen Fragen. Bei der St. Gallen Brustkrebskonferenz in Wien diskutierten die Experten, wie groß der chirurgische Eingriff nach einer solchen neoadjuvanten Verkleinerung des Tumors sein sollte: eben im Ausmaß des bei Diagnose bestandenen Karzinoms oder gemäß der Größe nach der medikamentösen Behandlung. "Es ist klar festgestellt worden, dass zum Beispiel bei einer Verkleinerung des Tumors durch die neoadjuvante Therapie von fünf auf zwei Zentimeter eben dann der zwei Zentimeter große Tumor chirurgisch entfernt werden sollte (kein Eingriff nach der ursprünglichen Größe; Anm.)", sagte der Wiener Brustkrebsspezialist Michael Gnant. Die neoadjuvante Therapie und die Rücksichtnahme auf die damit erreichte Größe des Karzinoms unmittelbar vor dem chirurgischen Eingriff - natürlich mit einem kleinen Sicherheitsabstand sollte in der Zukunft die Operationen noch kleiner machen. Das könnte auch die Rate der brusterhaltenden Chirurgie weiter steigern.

Die dritte wesentliche neue Empfehlung der internationalen Brustkrebsexperten zielt auf eine unterstützende medikamentöse Therapie nach der Operation bei hormonabhängigem Brustkrebs ab: Sowohl bei Patientinnen nach der Menopause mit antihormoneller medikamentöser Behandlung als auch bei jüngeren Frauen, die eine solche Therapie bei hormonabhängigen Brustkrebs erhalten, sollte zusätzlich noch eine Behandlung mit sonst bei der Osteoporose eingesetzten Medikamenten erfolgen (z.B. Bisphosphonate). Wesentliche wissenschaftliche Studien dazu erfolgten in den vergangenen Jahren im Rahmen der Österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG), welche Gnant leitet: Die "Knochenhärter" haben nämlich einen vorbeugenden Effekt gegen das Auftreten von Fernmetastasen bei Brustkrebs und senken so die Rückfallsrate, was längerfristig auch die Sterblichkeit der Patientinnen deutlich reduziert.

St. Gallen Brustkrebskonferenz

An dem Kongress hatten seit vergangenem Mittwoch rund 3000 Mammakarzinom-Experten aus 105 Ländern teilgenommen. Es handelt sich um eine alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung, bei der die Wissenschaftler jeweils die zuvor publizierten aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse zum Thema von Brustkrebs im frühen Stadium diskutieren und bei der in einer Podiumsdiskussion am Ende schließlich ein Konsens über neue Fragen erzielt werden soll.

(APA)

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