Schwarzgeld aus Moskau: Die Spur endet in Gänserndorf

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19 Milliarden Euro mutmaßliches Schwarzgeld sollen in die EU geflossen sein. In den Daten sind auch 32 österreichische Bankverbindungen gelistet, unter anderem von einer Privatschule, einem Gericht - und einem pensionierten Ehepaar.

4,1 Millionen Euro an mutmaßlichem Schwarzgeld sollen von Russland nach Österreich geflossen sein. Das berichtet die Plattform „Dossier“ unter Berufung auf Daten, die der „Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (OCCRP) und der russische Zeitung „Novaya Gazeta“ zugespielt wurden. 32 österreichische Bankverbindungen scheinen im Datensatz auf. Darunter kleine und große Unternehmen, vorwiegend aus der Bau-, Elektronik- und Textilbranche. Außerdem ist ein Vier-Sterne-Hotel in Lech am Arlberg, die American International School Vienna und sogar ein Gericht darunter.

Das Geld ist laut dem „Dossier“-Bericht über ein Netz aus korrupten Richtern in Moldawien, eine inzwischen geschlossene Bank in Lettland und Briefkastenfirmen nach Österreich geflossen. Im Vergleich mit anderen Ländern sind die Summen, die in Österreich gelandet sind, ziemlich klein: EU-weit geht es um rund 19 Milliarden Euro, die innerhalb von wenigen Jahren geflossen sein sollen

Unter den wenigen privaten Adressen hierzulande war jene eines pensionierten Ehepaars aus Gänserndorf, das man bei „Dossier“ näher unter die Lupe genommen hat. Es habe fast 53.000 Euro für „Beratungsleistungen“ überwiesen bekommen. Das Geld kam von einer Briefkastenfirma ohne erkennbaren Geschäftszweck mit Sitz auf Zypern. Bei einem Besuch in Gänserndorf hieß es von der Ehefrau nur: „Ich will damit nichts mehr zu tun haben, das ist alles passé für mich“.

Größter Empfänger in Österreich ist Firma aus Tirol

Der größte Empfänger aus Österreich ist ein Lüftungsanlagenhersteller aus Tirol, der fast 1,6 Millionen Euro erhielt. Die Frivent GmbH wollte gegenüber „Dossier“ keine Stellungnahme abgeben, genauso wie die börsennotierte VA Intertrading, die ebenfalls in den Dokumenten aufscheint.

Die meisten Empfänger erklärten gegenüber dem „Dossier“-Rechercheteam, die Transaktionen hätten stattgefunden. Es sei aber um ganz normale Geschäfte gegangen, wie etwa um den Verkauf einer handgefertigten Holzküche. Von Briefkastenfirmen habe man nichts gehört. Vermutlich stellten die meisten keine Fragen, solange das Geld pünktlich überwiesen wurde.

Auch die Privatschule American International School Vienna, die von vielen Russen besucht wird, erhielt rund 20.000 Euro – offiziell für „Bekleidung“. Zufälligerweise handelte es sich bei dem Betrag aber ziemlich genau um die Summe der Schulgebühr. Die Schule nahm keine Stellung zur Transaktion. 1792 Euro – ebenfalls „für Bekleidung“ - ging angeblich an das Handelsgericht Wien. Dort sagt man allerdings, es handle sich nicht um die offizielle Kontonummer und streitet die Überweisung ab.

>>> Bericht auf "Dossier.at"

(sk)

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