Heimische Russland-Exporteure verlassen Tal der Tränen

Schweinefleisch fuer Ruszland-Export   -FEATURE-
Schweinefleisch fuer Ruszland-Export -FEATURE-APA
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Der Wirtschaftsdelegierter Lukavsky sieht nach vier mageren Jahren eine deutliche Trendwende. Aber die Sanktionen haben die russische Eigenproduktion gestärkt, frühere Marktanteile sind langfristig verloren.

Österreichs Exporteure haben die Sanktionen gegen Russland und die Wirtschaftskrise dort schmerzlich zu spüren bekommen, die Ausfuhren nach Russland haben sich seit 2013 halbiert. Doch nun geht es wieder bergauf. "Die Trendwende sehen wir ganz deutlich", sagt der österreichische Neo-Wirtschaftsdelegierte in Russland, Rudolf Lukavsky.

"Die Exporte sind im Zeitraum 2013 bis 2016 um 46 Prozent gefallen", sagte Lukavsky, "von 3,48 Mrd. Euro im Jahr 2013 auf 1,88 Mrd. Euro im letzten Jahr". Der Rückgang von 2015 auf 2016 betrug 4,8 Prozent, aber im September und Oktober legten die Ausfuhren nach Russland wieder zu, und im Oktober betrug das Plus im Jahresvergleich 34,8 Prozent, berichtete Lukavsky. "Nach den schlimmen Jahren 2014 bis 2016 mit rückläufigen Exporten gehen wir davon aus, dass es heuer ein Plus von circa zehn Prozent geben kann."

"Russischer Motor nicht aufzuhalten"

Insgesamt seien die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Österreich und Russland "sehr stark, aber ausbaufähig", sagt Lukavsky, der bereits in den 1990er-Jahren als Handelsdelegierter in Russland war. Von dieser Erfahrung könne er heute aber nur wenig profitieren, räumt er ein. "Russland hat sich seit den 1990er-Jahren total verändert und ist ein moderner, lebendiger Staat geworden."

Nach Russlands Rezession der letzten Jahre "gehen für dieses Jahr alle Prognosen von Wachstumszahlen für Russland zwischen 0,6 und 2 Prozent aus". Gemessen an den Rückschlägen der letzten Jahre sei das zwar nicht sehr viel, "aber wenn der russische Motor wieder ins Rollen kommt, ist er nicht aufzuhalten". In der russischen Wirtschaft werde wieder mehr investiert und daraus würden sich Chancen für österreichische Lieferanten von Anlagen ergeben, sagte Lukavsky, der das Moskau-Büro vor kurzem von Dietmar Fellner übernommen hat.

Mehr Eigenproduktion

Während Russlands Exporte nach Österreich zu vier Fünfteln aus Energieträgern - Gas und Öl - bestehen, verkaufen österreichische Firmen nach Russland vor allem Maschinen und Anlagen sowie pharmazeutische Produkte. Einen starken Rückgang gab es bei den österreichischen Lebensmittelexporten, weil Russland als Antwort auf die EU-Sanktionen den Import von Lebensmitteln aus EU-Ländern stark beschränkt hat.

Russland habe sich wegen der Sanktionen bemüht, von Importen unabhängiger zu werden. "Der Bereich Landwirtschaft ist ein Sektor, wo es sehr große Fortschritte gegeben hat. Russland ist ein Nettoexporteur von Schweinefleisch, und auch bei Weizen und Mais sind sie in der Lage, ihren vollen Bedarf zu decken. Das war vor drei, vier Jahren noch nicht der Fall." In den letzten zehn Jahren habe Russland seine Geflügelproduktion verdreifacht und bei Schweinen verdoppelt, "Selbst, wenn die Einfuhrbeschränkungen für österreichisches Fleisch wieder aufgehoben werden, hat Russland nicht mehr den gleichen Importbedarf wie früher."

Auch in anderen Bereichen hat sich Russland erfolgreich darum bemüht, seine eigene Produktion zu stärken, etwa durch die Bevorzugung lokaler Anbieter bei Ausschreibungen. Dadurch habe der Staatssektor wieder an Bedeutung gewonnen und sein Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung liege derzeit bei fast 70 Prozent. "Das bringt natürlich Stabilität, die großen Firmen haben Zugang zu Kapital, haben Management-Kapazitäten und sind dadurch in der Lage, große Projekte durchzuführen. An finanziellen Mitteln mangelt es nicht." Allerdings sei Russland auch an einem starken Mittelbau und KMU-Sektor interessiert, der mehr Dynamik, Innovation und Flexibilität und damit auch mehr Beschäftigung bringe.

Für heuer wird eine Arbeitslosenquote von 3,6 prognostiziert, aber es gebe eine versteckte Arbeitslosigkeit in Russland. Für österreichische Firmen sei es sicher kein Problem, qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen, allerdings müsse man auch in Schulungen investieren.

(APA)

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