Weiteres Todesopfer nach London-Anschlag

Am Donnerstagabend versammelten sich hunderte Menschen zum Gedenken an die Opfer in der britischen Hauptstadt.
Am Donnerstagabend versammelten sich hunderte Menschen zum Gedenken an die Opfer in der britischen Hauptstadt.APA/AFP (JOEL FORD)
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Ein 75-jähriges Opfer des London-Anschlags erlag seinen Verletzungen. Unterdessen wurden acht Personen im Zusammenhang mit dem Angriff wegen Verdachts auf Vorbereitung einer terroristischen Straftat festgenommen.

Nach dem Anschlag in London ist die Zahl der Toten Polizeiangaben zufolge auf fünf gestiegen. Ein 75-jähriger Mann sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Insgesamt waren 40 Menschen verletzt worden. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat am Donnerstag für sich. Der Angreifer wurde als vorbestrafter Brite identifiziert. Der Attentäter, ein 52-jähriger Mann aus Großbritannien namens Khalid Masood, hatte am Mittwoch mit einem Auto auf der Westminster Bridge im Zentrum der Hauptstadt eine 43-jährige Britin und einen US-Touristen getötet, dann auf dem Parlamentsgelände einen unbewaffneten Polizisten erstochen, bevor er selbst erschossen wurde. Laut Londoner Regierung galt er als Einzeltäter.

Acht Menschen, drei Frauen und fünf Männer, wurden bis Donnerstag im Zusammenhang mit dem Angriff wegen Verdachts auf Vorbereitung einer terroristischen Straftat festgenommen. Die Polizei verdächtigt alle acht Personen, die sie bei Razzien kurz nach der Tat festnahm, der Terrorvorbereitungen. Etwa 30 Menschen aus elf Ländern mussten im Krankenhaus behandelt werden. Scotland Yard hatte mitgeteilt, dass zwei Opfer des Anschlages weiter in Lebensgefahr schwebten. Der Zustand von fünf weiteren Verletzten sei kritisch.

Entwarnung nach Paketfund

Ein von der Polizei möglicherweise als verdächtig eingestuftes Paket, das Donnerstagabend nahe Westminster gefunden wurde, stellte sich als ungefährlich heraus. Es ist der erste Anschlag auf britischem Boden, den der IS für sich in Anspruch nimmt. Premierministerin Theresa May erklärte, Großbritannien werde sich nicht einschüchtern lassen durch den Terrorismus. "Wir haben keine Angst, und unsere Entschlossenheit wird angesichts des Terrorismus niemals wanken", sagte sie nach einer Schweigeminute vor den Abgeordneten im Parlament.

Trauerfeier am Trafalgar Square

Am Donnerstagabend versammelten sich hunderte Menschen zum Gedenken an die Opfer in der britischen Hauptstadt. "Die Londoner lassen sich niemals vom Terrorismus einschüchtern", sagte Bürgermeister Sadiq Khan auf dem Trafalgar Square. Auf dem Platz im Herzen Londons zündeten die Teilnehmer der Trauerkundgebung Kerzen an oder legten Blumen nieder. Auf Schildern waren Botschaften wie "Hass wird uns nicht spalten" zu lesen. "Wir haben keine Angst", lautete eine andere Parole. Bei dem Attentäter handelt es sich nach Angaben der britischen Polizei um den 52-jährigen Khalid Masood, der auch unter verschiedenen Decknamen bekannt war. Der gebürtige Brite lebte demnach zuletzt in der Region West Midlands. Dort liegt auch die Stadt Birmingham, die als Hochburg der Islamistenszene in Großbritannien gilt. Laut BBC wurde das bei dem Anschlag verwendete Fahrzeug in Birmingham angemietet.

Trauerfeier am Trafalgar Square
Trauerfeier am Trafalgar SquareREUTERS

Täter galt nicht als Gefährder 

Masood war der Polizei wegen diverser Vergehen bekannt, darunter Körperverletzung und Waffenbesitz, er galt aber nicht als Gefährder und es liefen derzeit keine Ermittlungen gegen ihn. May zufolge war Masood jedoch vor einigen Jahren bei Ermittlungen zu "gewalttätigem Extremismus" als "Randfigur" ins Visier des Geheimdienstes MI5 geraten. Der IS bekannte sich laut seinem Sprachrohr Amaq zu der Tat: "Die Operation folgte dem Aufruf zu Angriffen auf die Länder der Koalition", schrieb Amaq. Der Begriff "Koalition" bezieht sich auf die internationale Militärallianz, die den IS in Syrien und im Irak bekämpft. Die Anti-IS-Allianz aus 68 Staaten, zu denen auch Österreich gehört, hatte sich am Mittwoch in Washington getroffen und darauf verständigt, das Terrornetzwerk "eliminieren" zu wollen.

May würdigte den unbewaffneten Polizisten als "Helden". US-Präsident Donald Trump bekundete den Hinterbliebenen des getöteten US-Bürgers sein Beileid. Nach Angaben seiner Familie war er mit seiner Frau auf Europa-Reise, das Paar sollte demnach am Donnerstag zurück in die USA fliegen. Auch Queen Elizabeth II. bekundete ihre Anteilnahme. "Meine Gedanken, Gebete und mein tiefes Mitgefühl sind bei denjenigen, die von der schrecklichen Gewalt gestern betroffen waren", erklärte die britische Königin. Der UNO-Sicherheitsrat gedachte in einer Schweigeminute der Opfer. Die Attacke im Londoner Regierungsviertel ereignete sich am Jahrestag der Brüsseler Anschläge mit 32 Toten. Es war der schwerste Anschlag in Großbritannien seit Juli 2005, als vier Selbstmordattentäter in U-Bahnen und Bussen in London 52 Menschen mit in den Tod rissen.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

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