Immer mehr Details über den Angreifer werden bekannt. Er war mehrfach verurteilt und konvertierte zum Islam.
London. Wer war der Mann, der am Mittwoch in London mit einem Auto erst zahlreiche Menschen auf der Westminster Bridge niedermähte und dann einen Polizisten erstach? Immer mehr Details werden über den Attentäter bekannt, den die Behörden zunächst kurz als den in Großbritannien geborenen Khalid Masood, 52, beschrieben haben.
Khalid Masood kam 1964 zu Weihnachten in der Grafschaft Kent zur Welt, am südöstlichen Zipfel von Großbritannien. Sein Geburtsname lautete Adrian Russel Ajao. Im Verlauf seines Lebens, in dem er erst zum Islam konvertierte, änderte er mehrfach seinen Namen.
In seinem Lebenslauf soll er angegeben haben, 2005 in Saudiarabien Englisch unterrichtet und nach seiner Rückkehr 2009 in Großbritannien weiter als Englischlehrer gearbeitet zu haben; zunächst in Luton, dann in Birmingham. Fest steht, dass Masood mehrfach verurteilt worden ist: zum ersten Mal 1983 wegen Sachbeschädigung, zum letzten Mal 2003 wegen Besitzes eines Messers. Dazwischen liegen laut „Guardian“ Strafen wegen schwerer Körperverletzung und anderer Übergriffe, Waffenbesitzes und Störung der öffentlichen Ordnung.
Nachbarn in Birmingham, das als ein Brennpunkt der radikalen Islamistenszene in Großbritannien gilt, beschrieben Masood als freundlichen Mann, der sich um seine Familie und den Garten gekümmert habe. Auch Hotelangestellte in Brighton südlich von London, wo er die letzte Nacht vor dem Anschlag verbrachte, erklärten: „Er war ein normaler, freundlicher Mann“, der von seiner Frau und seinen Kindern geschwärmt habe.
Scotland Yards Antiterrorchef, Mark Rowley, sagte, die Ermittlungen richteten sich auf die Motivation Masoods – und die Frage, ob er Komplizen gehabt habe. Direkte Verbindungen zur IS-Terrormiliz sind bisher nicht erwiesen. In der Nacht hat die Polizei zwei weitere Personen festgenommen. Nun sitzen neun Personen im Zusammenhang mit dem Attentat in Haft. Rowley bestätigte auch, dass ein viertes Opfer seinen Verletzungen durch den Anschlag erlegen war: der Brite Leslie Rhodes (75) aus Streatham.
Entging Antwerpen Terroranschlag?
Verdacht auf einen terroristischen Hintergrund besteht inzwischen auch mit Blick auf den Vorfall im belgischen Antwerpen. Die Staatsanwaltschaft erhob am Freitag Anklage gegen einen 39-jährigen Tunesier, der am Donnerstag mit seinem Auto in eine Fußgängerzone gerast war. Der Vorwurf lautet auf versuchten terroristischen Mord. (red./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2017)