Rund 25.000 Österreicher leben und arbeiten heute in Großbritannien. Darunter sind Studenten, Unternehmer, Künstler und auch jüdische Emigranten. Viele machen sich nun Gedanken um die Zukunft als EU-Bürger. So auch der 94-jährige Francis Steiner, der 1938 mit dem Kindertransport nach England kam.
Das Alter setzt ihm immer mehr zu. In seinem 95. Lebensjahr kann er kaum noch gehen, mit einem Rollator müht er sich durch seine winzige Wohnung in Deddington bei Oxford. Für die kleinsten Verrichtungen braucht er Hilfe. „Danke, ich kann nicht genug klagen“, sagt er am Telefon, wenn man ihn nach dem Befinden fragt. Und dann lacht er schallend. Wo der Körper schwach geworden ist, bleibt der Geist unvermindert hell und scharf.
Francis Steiner kam im Dezember 1938 mit seinem älteren Bruder Willi mit dem ersten Kindertransport von Wien nach London. Mit dieser humanitären Aktion rettete Großbritannien vor Beginn des Zweiten Weltkriegs 10.000 jüdischen Kindern aus dem Dritten Reich das Leben. „Wir waren eine ganz typische Wiener Bürgerfamilie“, erinnert er sich. Die Innere Stadt war ihr Orbit.