Die österreichische Küche gibt es eigentlich gar nicht. Die Wiener Küche ist aus einem Sammelsurium verschiedener Regionalküchen entstanden – was auch einen politischen Aspekt hatte.
Man stelle sich vor, jemand gesellt Schnitzel zu Burger, Wokgemüse zu Spaghetti Bolognese, Asianudeln zu Backhendlsalat, nimmt noch Wurstsemmeln, Pizza, Grillkoteletts und Steaks dazu, garniert es mit flüssigem Schokokuchen, Tiramisu und Baklava und nennt das ganze Wiener Küche. Auch wenn das ein beliebiges Sammelsurium hierzulande beliebter Speisen ist, kommt einem genau das in den Sinn, wenn man sich die Entstehung der weltberühmten Wiener Küche genauer ansieht. Denn streng genommen ist die Wiener Küche – wahrscheinlich wirklich die einzige Küche, die nach einer Stadt benannt wurde – eine Mischung aus vielen regionalen Küchen der k. u. k. Zeit.
Natürlich ist sie heute eine eigenständische Küche, der niemand die Verbindung zur österreichischen Bundeshauptstadt streitig machen würde. Sie hat einfach viele Wurzeln, nicht nur aus den Kronländern. Sie ist die berühmte Melange aus böhmischer, adriatischer und ungarischer Küche, aus bürgerlicher Hofküche, Hausmannsküche und Bauernkost. Und obwohl jede Küche der Welt von verschiedenen Einflüssen geprägt ist, hat es die Wiener Küche geschafft, diese Mischkulanz zu ihrem Herzstück zu machen.