Von der Ringstraße nach Oberschlesien

Umgerüstet, umlackiert – und doch als Straßenbahn des Typs E1 erkennbar, der einst das Wiener Stadtbild prägte.
Umgerüstet, umlackiert – und doch als Straßenbahn des Typs E1 erkennbar, der einst das Wiener Stadtbild prägte.(c) Paul Flückiger
  • Drucken

Auf der Straßenbahnlinie 26 vom polnischen Sosnowice nach Mysłowice sind mehrere alte E1-Garnituren der Wiener Linien unterwegs. Sie gehören zu zahlreichen alten Wiener Straßenbahnen im Auslandseinsatz.

Es ruckelt und zuckelt. Und fühlt sich an wie in der Vintage-Straßenbahn. Doch es ist normaler Nachmittagsverkehr auf der Tramlinie Nummer 26. Quer durch die Industriestadt Sosnowice im Dombrowaer Kohlenbecken fährt der sechsachsige Gelenkwagen nach Mysłowice in Oberschlesien. Vorbei am Universitätsturm geht die Fahrt entlang ausgeweideter sozialistischer Bürohäuser und Fabriken, man sieht neue Einfamilienhäuser, moderne Supermärkte und viele Friedhöfe. Die jüngeren Passagiere dösen vor sich hin oder sind mit dem Smartphone beschäftigt, unter manchen entspinnt sich ein Gespräch. Die dezenten deutschen Aufschriften, etwa bei der altertümlichen Heizung unter den Sitzen, beachtet keiner. Alles scheint urpolnisch – und nur wenige hier wissen wohl, dass die Straßenbahn zuvor jahrzehntelang auf dem Wiener Ring im Einsatz war.


Treffen am Drei-Kaiser-Eck. Im Stadtteil Niwki leert sich die Straßenbahn, nur wenige müssen über den Fluss nach Mysłowice. Die Trasse führt leicht abwärts durch Gehölz und Waldpartien, mehrmals muss die Tram an Ausweichstellen haltmachen, um einer entgegenkommenden knallroten Garnitur Platz zu machen. Dann geht es über die Schwarze Przemsza, den kanalartigen Grenzfluss zu Oberschlesien. Nichts deutet darauf hin, dass ein paar Hundert Meter von hier nach der dritten Polnischen Teilung einst Preußen, Russland und Österreich am Drei-Kaiser-Eck zusammenstießen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Eine Umarmung und ein Drink ohne Bestellung: Dann ist man angekommen.
Home

Aus der Ferne liebt es sich leichter

Mailänder Ansichten. Ich beneide die Wiener um vieles: die Cafés, die nie streikenden U-Bahnen, die Kultur. Was mir nicht fehlt: die Kunst der Intrige.
„BAE WATCH“: Daliah Spiegel vor der Skyline von Shanghai.
Home

Ich habe viele an der Stadt zerbrechen gesehen

Notizen aus Shanghai: Daliah Spiegel schreibt über die filigranen Grenzen angeblicher Freiheit, Partys hinter verhängten Fenstern und darüber, was im Abfluss lauert.
Haus in Vienna, Virginia
Home

Die 17 Wiens von Amerika

Der Ortsname Vienna findet sich in den Vereinigten Staaten quer über die Landkarte verstreut, von Maine im Norden bis Texas im Süden. Einen tieferen Bezug zu Österreich und dem ursprünglichen Wien hat allerdings keiner dieser Orte.
Heimkehr nach Europa: Sissy und Max Strauss haben sich in einem Appartement am Brahmsplatz eingerichtet – und laden auch hier gern ein.
Home

Wo Netrebko im Wohnzimmer singt

40 Jahre lang hat Sissy Strauss an der Met Künstler betreut – und eingeladen. Nun ist sie zurück in Wien. Und vermisst ihr New Yorker Leben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.