Khalid Masood hatte am Mittwoch vier Menschen im Zentrum der britischen Hauptstadt getötet. Die Behörden gehen davon aus, dass er allein handelte. Ob die Hintergründe zu dem Anschlag jemals geklärt werden, ist laut Scotland Yard aber fraglich.
Nur 82 Sekunden dauerte der Anschlag von London, bei dem am Mittwoch inklusive Attentäter fünf Menschen starben und etwa 50 verletzt wurden. Das teilte Scotland Yard am Wochenende mit. Gleichzeitig gestand die Polizei ein, dass möglicherweise niemals geklärt werden wird, was den Attentäter Khalid Masood zu seiner Tat antrieb. Die Behörden gehen davon aus, dass er allein handelte. Doch weiterhin ist unklar, ob Masood bei der Vorbereitung unterstützt wurde oder ob er möglicherweise einen Auftrag für den Terroranschlag erhielt.
"Wir müssen alle die Möglichkeit akzeptieren, dass wir nie verstehen werden, warum er das getan hat. Dieses Wissen könnte mit ihm gestorben sein", teilte Scotland Yard am späten Samstagabend mit. "Trotzdem sind wir entschlossen zu verstehen, ob Masood ein Einzeltäter war, der von terroristischer Propaganda inspiriert wurde, oder ob ihn andere ermutigt, unterstützt oder angeleitet haben." Medienberichten zufolge wurde Masood kurz vor dem Anschlag noch auf dem Kurznachrichtendienst WhatsApp als anwesend angezeigt. Die Polizei bestätigte das bisher nicht.
Unterdessen sind fast alle festgenommenen Verdächtigen wieder auf freiem Fuß. Nach der Attacke hatte die Polizei zunächst elf Menschen festgenommen. Zehn wurden inzwischen wieder freigelassen, wie Scotland Yard am Samstag mitteilte. Nur ein 58 Jahre alter Mann aus Birmingham blieb in Polizeigewahrsam. Er wird verdächtigt, eine terroristische Straftat vorbereitet zu haben. Auch gegen eine 32-jährige Frau aus Manchester wird noch ermittelt. Der 52-jährige Khalid Masood war am Mittwoch mit einem Wagen gezielt in Fußgänger auf der Westminster-Brücke in London gefahren. Er tötete dabei drei Menschen; anschließend erstach er einen unbewaffneten Polizisten vor dem Parlament. Masood wurde von Sicherheitskräften erschossen. 50 Menschen wurden bei seinem Attentat teils schwer verletzt.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich. Der Wissenschafter Peter Neumann bezweifelte aber, dass Masood in direktem IS-Auftrag handelte. Es gebe einige Hinweise, dass zwischen dem Attentäter und der Terrormiliz keine direkte physische Verbindung bestanden habe, sagte der Terrorismusforscher der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Masood war mehrfach vorbestraft und der Polizei vor allem durch Gewaltdelikte aufgefallen. Während eines Gefängnisaufenthalts soll er zum Islam konvertiert sein, berichteten britische Medien. Nach Angaben von Premierministerin Theresa May stand er zeitweise unter Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein.
Masood lebte zuletzt in Birmingham. Die Stadt und ihr Umland gelten als Schwerpunkte der radikalen Islamistenszene. Wie die saudi-arabische Botschaft in London bestätigte, hatte sich Masood zwischen 2005 und 2009 mehrfach längere Zeit in Saudi-Arabien aufgehalten und dort als Englischlehrer gearbeitet. Er sei in dieser Zeit den Sicherheitsbehörden nicht aufgefallen.
(APA/Reuters)