London-Attentäter hatte keine Verbindung zu Jihadisten

Vor dem britischen Parlament gedenken viele Menschen der vier Opfer des Anschlags.
Vor dem britischen Parlament gedenken viele Menschen der vier Opfer des Anschlags.REUTERS
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Laut Polizei gibt es auch keinen Hinweis auf Radikalisierung in der Haft - wohl aber ein "Interesse für den Jihad". Die Mutter des Attentäters zeigte sich "schockiert".

Die Londoner Polizei sieht keinen Beweis für eine Verbindung des Attentäters von vergangener Woche mit Dschihadistengruppen. Es sei kein Nachweis für eine Verbindung zur Terrormiliz "Islamischen Staat" (IS) oder zu al-Qaida gefunden worden, erklärte Scotland Yard am Montag. Es gebe auch keinen Beleg dafür, dass sich der mutmaßliche Islamist Khalid Masood im Gefängnis radikalisiert habe.

Masood habe aber eindeutig ein "Interesse am Jihad" gehabt. Masood hatte am Mittwoch auf der Westminster-Brücke in London mit seinem Auto Fußgänger angefahren und dabei eine 43-jährige Britin und einen 54-jährigen US-Touristen getötet. Anschließend erstach er einen 48-jährigen Polizisten vor dem Parlament, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Ein bei dem Anschlag schwer verletzter 75-Jähriger starb am Donnerstag im Krankenhaus.

Der IS hatte den Anschlag, bei dem auch mehr als 50 Menschen verletzt wurden, für sich beansprucht. Die Jihadistenmiliz hatte Mansoor als einen ihrer "Soldaten bezeichnet. Es war der erste Anschlag in Großbritannien, den der IS für sich in Anspruch nahm.

Ermittlungen nach geplantem Luton-Anschlag

Die Zeitung "Daily Telegraph" berichtete am Montag unter Berufung auf den britischen Inlandsgeheimdienst MI5, gegen Masood sei bereits im Jahr 2010 im Zusammenhang mit einem geplanten Anschlag auf einen Armeestandort in Luton nördlich von London ermittelt worden. Der 52-Jährige habe möglicherweise Kontakte zu vier von dem Terrornetzwerk al-Qaida inspirierten Männern gehabt, die 2013 für den Komplott verhaftet worden seien. Danach habe man ihn aus den Augen verloren.

Es wurden zudem weitere Details über die Vergangenheit Masoods bekannt. So soll ihn seine zweite Frau nur drei Monate nach ihrer Hochzeit 2004 verlassen haben. Er habe Gewalt gegen sie angewendet und sie kontrollieren wollen, sagte ein Verwandter britischen Medien.

Mutter findet deutliche Worte

Die Mutter des Attentäters hat den Anschlag mit deutlichen Worten verurteilt. "Seit ich erfahren habe, dass mein Sohn dafür verantwortlich war, habe ich viele Tränen für die Menschen vergossen, die in diesen entsetzlichen Vorfall verwickelt wurden", teilte sie am Montag mit.

Sie sei zutiefst schockiert, traurig und wie betäubt, erklärte die Mutter von Masood weiter. "Ich möchte absolut deutlich machen, damit es keine Zweifel geben kann, dass ich weder seine Tat billige, noch den Glauben unterstütze, der ihn dazu gebracht hat, diese Gräueltat zu begehen."

Zwei weitere Verdächtige im Zusammenhang mit dem Anschlag waren am Montag noch in Haft. Ein 30-Jähriger war am Sonntag in Birmingham festgenommen, ein 58-Jähriger bereits am Donnerstag bei Razzien in Englands zweitgrößter Stadt gefasst worden. Neun weitere Menschen, die nach dem Anschlag zeitweise festgehalten worden waren, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Eine in Manchester gefasste Frau ist auf Kaution bis Ende März wieder frei.

(APA/AFP)

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