Charismatische Brexit-Befürworter, gebrochene Versprechen, ein in die Ecke gedrängter Premier und mediale Stimmungsmache - warum die Briten für einen EU-Austritt stimmten.
Dass zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union Artikel 50 der EU-Verträge aktiviert und der Austritt eines Mitgliedsstaats eingeleitet wird, haben Europa und Großbritannien zunächst einmal David Cameron zu verdanken: Der aufstrebende Jungpolitiker war im Jahr 2005 zum Vorsitzenden der altehrwürdigen Conservative Party gewählt worden – und diese Kür verdankte Cameron nicht zuletzt der Unterstützung des europaskeptischen Flügels der Tories. Um die EU-Gegner auf seine Seite zu ziehen, versprach Cameron, seine Partei aus der Europäischen Volkspartei zu führen und eine eigene Fraktion im Europaparlament zu gründen – denn die EVP war vielen Tories zu EU-freundlich gesinnt.
Dieser (zunächst einmal symbolische) Akt war allerdings nur eine Ouvertüre: Cameron forderte von seinen Parteifreunden zwar, nicht länger auf dem Thema Europa „rumzureiten“, doch die Kritik an dem vermeintlich föderalistischen Bürokratiemonster Brüssel wollte nicht verstummen – sie wurde im Gegenteil immer lauter. Um eine offene Parteirevolte zu vermeiden, versprach der mittlerweile zum Premierminister aufgestiegene Cameron seinen aufmüpfigen Parteifreunden, ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens abzuhalten, sollten die Tories die Parlamentswahl 2015 für sich entscheiden.