Mal sind es die Kriminellen, mal der Staat. Hürden gibt es für westliche Firmen in Russland genug. Aber russische Unternehmer haben es deutlich schwerer.
Moskau/Wien. Es machte nur kurz klick. Walter N., dessen Namen wir auf seinen Wunsch hin geändert haben, blickte anfänglich nicht einmal groß auf. Aber dann sei ihm das Geräusch doch ungewöhnlich erschienen, zumal er an jenem frühen Sommerabend allein im Büro gesessen sei, wie er erzählt. Mitten in Moskau, einen Steinwurf vom Kreml entfernt. Walter N., Vertreter einer namhaften westlichen Firma, blickte zum Fenster hinaus und sah erst jetzt den Einschuss. Der beauftragte Schütze einer russischen Unternehmergruppe hatte nicht auf ihn gezielt. Aber die Botschaft war klar: Zahlen und Schluss mit dem juristischen Widerstand gegen die Forderungen, die auf gefälschten Verträgen beruhten! „Das alles war vor fünf Jahren“, so N.: „Inzwischen haben wir uns geeinigt, wenn man das so nennen kann.“ Haben sich also die Zeiten geändert, sprich verbessert? Ist Wirtschaften für ausländische Investoren im berüchtigten Russland leichter geworden? „Nicht unbedingt“, sagt N.: „Die Wirtschaftskrise hat den Kuchen verkleinert. Viele versuchen, am Geschäft mitzuschneiden.“
Das nehmen ausländische Marktteilnehmer freilich nicht als außergewöhnlich wahr, weshalb sie es auch erst gar nicht an die große Glocke hängen. Von Routinefällen spricht man in der Community. „Wirklich große Konflikte aber haben wir in den vergangenen paar Jahren nicht beobachtet“, sagt denn auch Frank Schauff, Chef der Association for European Businesses in Moskau, auf Anfrage.