ÖVP-Wien-Chef: Ferry Maier tritt nicht an

ÖVP-Wien-Chef: Ferry Maier tritt nicht an
ÖVP-Wien-Chef: Ferry Maier tritt nicht an(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Weil sein Vorschlag, Chefposten und Spitzenkandidatur zu trennen, nicht angenommen wurde, macht der Raiffeisen-General einen Rückzieher. Sein Widersacher Himmer hat die Kandidatur "noch nicht fertig überlegt".

Ferry Maier wird auch im Jahr 2009 nicht Chef der Wiener Volkspartei: Der Raiffeisen-Generalsekretär hat am Dienstag seinen Rückzug im Rennen um die Spitzenposition verkündet. Er begründete seine Entscheidung gegenüber damit, dass in der innerparteilichen Diskussion eine Personalunion von Parteichef und Spitzenkandidat für die Wien-Wahl 2010 bevorzugt werde. "Ich glaube, es geht in die Richtung, dass es in einer Person sein soll", sagt Maier.

Maier wollte mehr Unterstützung

Er wolle deshalb die Entscheidungsfindung für die Gremien erleichtern. "Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass ich von wesentlichen Exponenten der Wiener ÖVP nicht jene Unterstützung erhalten würde, die für die Ausübung dieser Funktion in der aktuellen Situation erforderlich wäre", beschied Maier überdies in einer Aussendung.

Darin untermauerte der Raiffeisen-Funktionär zugleich seine Überzeugung, dass eine Trennung der beiden Funktionen sinnvoll sei: "Basierend auf der Analyse der Schwächen und Stärken der Wiener ÖVP und der Mitbewerber hielt ich eine operative, organisatorische und strategische Trennung der Führungsfunktionen als Landesparteiobmann und jener der Spitzenkandidatin oder des Spitzenkandidaten für die effizienteste Formation für ein erfolgreiches Wahlkampfjahr 2010."

Schwarze Meinungsunterschiede

Es sei ihm zweckmäßig erschienen, zwei Personen ins Rennen zu schicken, wenn man die absolute Mehrheit der SPÖ brechen und in einem ersten Schritt zumindest ein Viertel der Stimmen bei der Wien-Wahl erreichen wolle. "Diese Überzeugung, dass jetzt eine kraftvolle Doppelbesetzung die richtige Antwort auf die politische Situation wäre, sehen manche Freunde und Entscheidungsträger anders", sagte Maier.

Harry Himmer hat sich VP-Chef-Kandidatur
Harry Himmer hat sich VP-Chef-Kandidatur "nicht fertig überlegt"(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)

Himmer als Maier-Gegner?

Indes grübelt Maiers Parteifreund Bundesrat Harald Himmer grübelt noch, ob er Nachfolger des designierten EU-Kommissars Johannes Hahn als Wiener ÖVP-Chef und Spitzenkandidat für die Wien-Wahl 2010 werden möchte. Zunächst müsse er für sich entscheiden, ob er die Aufgabe übernehmen wolle, sagt Himmer und führt weiter aus: "Das ist auch der Grund, weshalb ich am Montag unter keinen Umständen kandidiert hätte - weil ich mir das noch nicht fertig überlegt habe."

Himmer lässt sich nicht stressen

Damit bezog sich Himmer auf die ÖVP-Vorstandssitzung, bei der vornehmlich von einem Kreis um Raiffeisen-Generalsekretär Ferry Maier bereits auf eine Entscheidung bezüglich der neuen Führungsstruktur gedrängt worden war. Er sei hingegen zufrieden, dass am Montag eine Entscheidung verschoben und eine Wahlkommission zur Kandidatenfindung eingesetzt wurde, unterstrich Himmer: "Es gibt keinen Grund für den künstlichen Zeitdruck, der hier von manchen aufgebaut wurde."

Angeblicher Rückzug von Alcatel-Lucent

Eine Entscheidung Himmers für die Wiener ÖVP-Spitze würde wohl seinen Rückzug von der Spitze des Österreichablegers von Alcatel-Lucent bedeuten. Für jeden vernünftigen Menschen sei klar, dass er nicht gleichzeitig das Unternehmen und die Wiener ÖVP führen könne, so Himmer. Eine Entscheidung über seine Kandidatur hänge jedenfalls nicht an der Frage, ob der Alcatel-Lucent-Aufsichtsrat dazu Entscheidungen treffe, dementierte Himmer Gerüchte, wonach dieser am heutigen Mittwoch zusammentrete: "Es gibt keine Sitzung."

Himmer mit ironischer Spitze

Angesprochen auf die Frage, ob er sich eine Splittung der beiden Aufgaben Parteichef und Spitzenkandidat für die Wien-Wahl 2010 vorstellen kann, wie dies sein schwarzer Parteikollege Ferry Maier vorgeschlagen hatte, wollte sich Himmer eine ironische Spitze in Richtung des ehemaligen Konkurrenten nicht verkneifen. Es sei bis dato noch nie zur Diskussion gestanden, nebenberuflich Landesparteiobmann zu sein: "Wenn das der neue Trend ist, nebenberuflich Landesparteichef zu sein, kann ich mir das natürlich überlegen."

Nicht kommentieren wollte Himmer Berichte, wonach er von Parteichef Josef Pröll neben den beiden Wiener Funktionen auch die des Wissenschaftsministers gefordert habe: "Das kommt aus der Gerüchteküche von Menschen, die mich in der Öffentlichkeit unsympathisch erscheinen lassen wollen."

Stenzel und Tiller enttäuscht

Enttäuscht von der Maier-Entscheidung zeigten sich die VP-Bezirksvertreter von Döbling und der Inneren Stadt, Adi Tiller und Ursula Stenzel. Tiller betonte, dass er sich nun nicht mehr in die Kandidatenfindung einbringen werde. Stenzel bedauerte, dass der ÖVP eine erfolgsversprechende Option abhandengekommen sei.

Strache: "Nabelschau geht weiter"

Weniger Bedauern ließen am Mittwoch FPÖ und BZÖ erkennen. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache höhnte: "Die Nabelschau innerhalb der Volkspartei geht munter weiter." Nach den "peinlichen Vorgängen" rund um die österreichische EU-Kommissarbestellung gehe es jetzt innerhalb der Wiener ÖVP drunter und drüber. BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner empfahl der Volkspartei, endlich Ordnung ins eigene personelle Chaos zu bringen: "Von der glücklosen Ämtersuche für Willi Molterer, Ursula Plassnik und Wolfgang Schüssel möchte ich nämlich gar nicht erst reden."

(APA)

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