Staatsbankett und Tomatensamen

Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla sind am Mittwochnachmittag in Österreich angekommen, der letzten Etappe ihrer einwöchigen Europa-Tour.

Staatssekretärin Muna Duzdar empfing die beiden bei Sonnenschein kurz nach halb vier am Flughafen Wien-Schwechat.

Währenddessen wurden in der Wiener Innenstadt rund um die Hofburg die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Anlässlich des Termins versammelten sich am Michaelerplatz auch einige royale Fans.

Im Maria-Theresien-Zimmer drängten sich derweil die Kamerateams (auch um "Die Presse"-Redakteurin Teresa Schaur-Wünsch).

So eng kann ein royaler Zeitplan nicht sein, dass sich kein Afternoon Tea ausgeht. Den ersten (geheimen) Stopp machten Prinz und Herzogin im Cafe Demel.

Charles und der britische Botschafter in Wien, Leigh Turner, bekamen Einblick in die Backstube.

Do&Co-Chef Attila Dogudan nahm an der "Apple strudel"-Schau teil.

Ein eher ungewohntes Gesicht am Kohlmarkt.

Ein Gruppenfoto läutete dann gegen 17 Uhr ein Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer ein.

Die Unterredung zwischen dem Prinzen und dem Bundespräsidenten dauerte länger als geplant und wurde als "überdurchschnittlich lang" beschrieben.

Die Gespräche sollten sich um bilateralen Beziehungen, die gemeinsamen Herausforderungen und den Bereich Nachhaltigkeit drehen. Im Anschluss folgte eine Unterredung des Thronfolgers mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ).

Am Mittwochabend war dann in der Geheimen Ratsstube der Hofburg ein Staatsbankett mit rund 100 Gästen geplant. Herzogin Camilla, Prinz Charles, Bundespräsident Van der Bellen und dessen Ehefrau Doris Schmidauer posierten für ein Foto vor dem Dinner.

Gast des Staatsbanketts war etwa auch die britische Modeschöpferin Vivienne Westwood. Auch Bio-Lebensmittelpionier Werner Lampert war zugegen, genauso wie "Paradeiserkönig" Erich Stekovics. Er nahm Samen von ausgefallenen Tomatensorten als Gastgeschenk für den als Biobauer aktiven britischen Thronfolger mit.

Der Donnerstag begann für das Thronfolgerpaar mit einer Hörprobe im Musikverein.

Die Wiener Philharmoniker probten dort im weltberühmten Goldenen Saal unter der Leitung von Christian Thielemann vor dem ausgewählten Publikum.

Anschließend besuchten Prinz Charles und Herzogin Camilla das Jüdische Museum.

Dort sprach der Prinz mit Überlebenden des Holocaust und traf Flüchtlinge zum Gespräch.

Beim Zuprosten beim Bio-Heurigen sah der britische Thronfolger sehr glücklich aus: Der Mittagstermin beim Wiener Weinbau Obermann war offenbar nicht nur von der Presse freudig erwartet worden.

Beim Heurigen gab es für Charles und Camilla auch Käsestangerl als Stärkung: Beim Genuss des Gebäcks waren die royalen Gesichtsausdrücke allerdings weniger eindeutig.

Für den Nachmittag stand für Camilla die Spanische Hofreitschule auf dem Programm. Begleitet wurde sie dabei nicht von ihrem Ehemann Prinz Charles, der währenddessen an einer Diskussionsveranstaltung der OSZE teilnahm, sondern von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und der Generaldirektorin der Hofreitschule, Elisabeth Gürtler.

Gürtler empfing die Herzogin in der Sommerreitschule, wo Camilla geduldig für Fotos mit zwei Lipizzanern und deren Bereitern posierte, die Pferde streichelte und mit Zuckerwürfeln fütterte. "Das ist natürlich eine große Ehre, ich bin schon sehr aufgeregt", verriet Hannah Zeitlhofer, die erste weibliche Bereiterin der Hofreitschule, vor dem Eintreffen des hohen Besuchs den Journalisten. Sie ritt den Hengst Siglavy Batosta, ebenso zu sehen war ein seltener "brauner Glücksbringer" - nur einer von Hundert Lipizzanern bleibt dunkel.

Im Anschluss boten die Bereiter und Pferde der Hofreitschule Camilla in der Winterreitschule eine Vorführung. Gezeigt wurde "ein gemischtes Programm von allen Gängen und Touren", erklärte Zeitlhofer.

Charles und Camilla reisten zuvor aus Rom zu ihrem zweitägigen Österreich-Besuch an. In der italienischen Hauptstadt standen am Mittwochvormittag noch Treffen mit Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Paolo Gentiloni (im Bild) auf dem Programm. Der britische Thronfolger stattete zudem dem Hauptquartier der Welternährungsorganisation (FAO) einen Besuch ab.

Tags zuvor war das Paar von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Das Oberhaupt der Katholiken empfing das royale Paar zu einer etwa 30 Minuten langen Privataudienz. Der britische Thronfolger überreichte dem 80-jährigen Argentinier einen großen Präsentkorb mit Produkten seines Landsitzes in Highgrove.

"Es ist schwierig, einem Papst ein Geschenk zu machen", sagte Charles laut Radio Vatikan. "Vielleicht können Sie oder jemand anderes das gebrauchen. Es sind alles Dinge, die wir selbst hergestellt haben." Und Camilla: "Es ist alles sehr gut." Der Papst und der "grüne Prinz" Charles teilen ihr Engagement für den Umweltschutz.

Rückblende: Der Prinz von Wales und die Herzogin von Cornwall waren schon einmal gemeinsam im Vatikan: 2009 trafen sie Benedikt XVI.

Charles war auch schon 1985 bei Johannes Paul II. - allerdings noch mit seiner damaligen Frau Prinzessin Diana. Camilla kam dieses Mal ganz in Cremefarben - bei ihrem Besuch bei Benedikt war sie in Schwarz gehüllt.

Im Rahmen seiner Reise hat der britische Prinz Charles auch die durch ein Erdbeben zerstörte Stadt Amatrice in Mittelitalien besucht. Der 68-Jährige traf Überlebende der Katastrophe vom vergangenen August und drückte ihnen und den Rettungskräften seine Bewunderung aus.

Mit einem Schutzhelm auf dem Kopf besichtigte der britische Kronprinz die eigentlich gesperrte "rote Zone", das Zentrum der Zerstörungen. "Es ist eine erschreckende Szene der Zerstörung", sagte Charles, als er an den Trümmern der Kirche Sant'Agostino vorbeikam.

"Ich wünschte, ich könnte mehr für Sie tun, Ihre Belastbarkeit ist bewundernswert", sagte Charles im Gespräch mit einem Einwohner.

Für manch einen war aber schon der Besuch aus Großbritannien ein kleiner Trost: "Es war eine wunderbare Geste der menschlichen Wärme, ich war den Tränen nahe", sagte der 75-jährige Carmine Monteforte, der geduldig gewartet hatte, um den Prinzen zu sehen. "Sein Besuch hat ganz bestimmt die Moral der Leute hier gestärkt."

Bei dem Besuch durfte eine Kostprobe der traditionellen Spaghetti all'amatriciana nicht fehlen.

Zuvor gab es einen kleinen Espresso in der Altstadt von Florenz.

Berühmt in der größten Stadt der Toskana ist auch das Teatro del Sale: eine kulinarische Fusion von Theater, Restaurant und Delikatessenladen.

Charles bei der Kranzniederlegung am Friedhof von Montecchio Precalcino in der Nähe von Vicenza.

Charles' und Camillas Reise begann vergangenen Mittwoch in Rumänien unter anderem mit einem Besuch in dem Hospiz Casa Sperantei.

Charles im Muzeul Satului (Dorfmuseum) in Bukarest. Das 1936 gegründete Freilichtmuseum zeigt das bäuerliche Leben Rumäniens auf einer Fläche von über 100.000 Quadratmeter.