Wiener VP: Und Maier sagt wieder ab

(c) Harald Hofmeister
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„Nationalrat Ferry Maier will sich weder duellieren noch seine Ansprüche reduzieren.“ Johannes Hahn hat nun ein ernstes Problem. Ein geplante harmonische Hofübergabe schaut ganz anders aus.

Es sind viele Gespräche und Besprechungen, die dieser Tage von den rührigen Funktionären der Wiener VP geführt werden. Immerhin spielt die Volkspartei ihr liebstes Spiel: Wer wird neuer Parteiobmann? Oder besser: Wer wird es nicht? Am Mittwoch lieferte Maier eine neue Wendung in dem Suchspiel. Er meldete sich bei der Austria Presseagentur und verkündete seinen Rückzieher via Aussendung: „Nationalrat Dr. Ferry Maier will sich weder duellieren noch seine auf das Management mit Leadership fokussierten Ansprüche der Parteiführung in Wien reduzieren. Zur Erleichterung der Wahl und aus Respekt vor anderen Meinungen, die eine Einpersonenlösung von Parteiführung und Spitzenkandidatur vorziehen.“ Vorher hatte Maier noch Johannes Hahn informiert.

Seine eigentliche Begründung lautet: „Die Überzeugung, dass jetzt eine kraftvolle Doppelbesetzung die richtige Antwort auf die politische Situation wäre, sehen manche Freunde und Entscheidungsträger anders. Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass ich von wesentlichen Exponenten der Wiener ÖVP nicht jene Unterstützung erhalten würde, die für die Ausübung dieser Funktion in der aktuellen Situation erforderlich wäre. Das respektiere ich.“ Es ist also viel telefoniert und geredet worden. Maier hat am Montag im Parteipräsidium versucht, als einziger Kandidat nominiert zu werden, er ist mit dem Hinweis auf das Fehlen einer Mehrheit um Geduld gebeten worden. Die dauerte zwei Tage.

Den Widerstand gegen Maier hat die Gruppe um den verbliebenen Obmannkandidaten Bundesrat Harry Himmer und VP-Klubchef Mathias Tschirf organisiert, sie wollten eine Doppellösung – und Maier – verhindern. Mit Erfolg. Himmer gibt sich lässig und lässt sich bitten: Er müsse erst für sich entscheiden, ob er die Aufgabe überhaupt annehmen wolle, verriet er der Austria Presse Agentur. Und: „Es gibt keinen Grund für den künstlichen Zeitdruck, der hier von manchen aufgebaut wurde.“ Am Mittwoch sprach der Alcatel-Österreich-Chef mit seinen Vorgesetzten in Paris, ob und wieweit er trotz eines politischen Engagements weiter im Konzern tätig sein könne. Zu Maier meint er nur: „Wenn das der neue Trend ist, nebenberuflich Landesparteichef zu sein, kann ich mir das natürlich überlegen.“ Das war vor Maiers Rückzug.

Johannes Hahn hat nun ein ernstes Problem. Ein geplante harmonische Hofübergabe schaut ganz anders aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2009)

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