Neue Routen: Wien baut Straßenbahnen aus

Archivbild: Die Straßenbahnremise Rudolfsheim
Archivbild: Die Straßenbahnremise Rudolfsheim(c) imago stock&people
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"Presse"-exklusiv: Nach zähen Verhandlungen soll das mehrfach verschobene Straßenbahnpaket nun doch kommen. Vor allem Außenbezirke und neue Stadtentwicklungsgebiete profitieren von den neuen Linienführungen.

Wien. Zuletzt war die Rede von 2029. Also nie. Schon in der vergangenen Legislaturperiode hatten Rot und Grün ein Paket für die öffentlichen Verkehrsmittel ausgehandelt, das neben dem U-Bahnausbau auch neue Bus- und Straßenbahnlinien in den Außenbezirken und den Stadtentwicklungsgebieten vorsah. Während U-Bahn, Busse und S-Bahnen stetig ausgebaut werden, wurde das Straßenbahnprojekt geschoben. Wie „Die Presse“ nun erfuhr, soll das Paket aber doch wie im Koalitionspapier festgehalten bis 2020 umgesetzt werden – darauf sollen sich Rot, Grün und die Wiener Linien nun verständigt haben. Die Kosten wurden mittels Studien ebenso ermittelt wie die neuen Routen (siehe auch Grafik unten):

  • D-Wagen. Die Straßenbahnlinie D wurde schon in einem ersten Schritt über den Hauptbahnhof in das neue Sonnwendviertel verlängert. Nun soll diese bis 2020 zwei weitere Stationen bis Gudrunstraße bekommen – ein Vorhaben, das es bereits unter dem damaligen Verkehrsstadtrat Rudi Schicker (SPÖ), also vor 2010, gegeben hat.
  • O-Wagen. Das wachsende neue Nordbahnhofviertel im zweiten Bezirk ist derzeit nur von Bussen erschlossen – bis 2025 sollen hier rund 20.000 Menschen leben. Darum soll der O-Wagen um weitere vier Stationen über den Praterstern in das neue Viertel verlängert werden. Die Bezirksvorstehungen von Leopoldstadt und Brigittenau wünschten sich zuletzt eine weitere Verlängerung bis zum Friedrich-Engels-Platz. Das wird diskutiert.
  • Linie 67. Diesen September soll der neue U1-Abschnitt bis Oberlaa (Favoriten) eröffnet werden. Weil die Linienführung des 67ers bis Oberlaa dann obsolet wird, soll dieser künftig über Monte Laa bis zur Siedlung Süd-Ost fahren. Der Bau der neuen Gleiskörper soll 2019 begonnen und 2021 abgeschlossen werden.
  • Linie 25. Die U2 hat zwar eine Station in der Seestadt, sonst gibt es im neuen Stadtteil selbst aber kaum öffentliche Verkehrsmittel, die wenigen Busse sind meist überfüllt. Die Linie 25 hat derzeit Endstation in der Oberndorfstraße und soll ab 2022 das gesamte Stadtentwicklungsgebiet erschließen. Ob die Straßenbahn auch wie ursprünglich angedacht künftig zum Krankenhaus Nord fahren soll, wird noch diskutiert.
  • Linie 5. Für das Stadtentwicklungsgebiet Nordwestbahnhof ist eine Bebauung ab 2020 vorgesehen – wenn der Plan hält, muss der neue Stadtteil öffentlich angebunden werden. Geplant ist, die Linie 5 ab 2022 von der Haltestelle Rauscherstraße über das Gelände bis zum Praterstern zu führen.
  • Bus 15A. Der 15A verbindet Meidling und Simmering – mittelfristig soll der Bus zur Straßenbahn umfunktioniert werden, kurzfristig soll er durch eine eigene Busspur auf Rax- und Grenzackerstraße beschleunigt werden.
Die Presse Grafik

Außenbezirke profitieren

Vom neuen Straßenbahnpaket profitieren also vor allem die Außenbezirke, die in der Vergangenheit vielfach beklagt hatten, von der rot-grünen Verkehrspolitik zu wenig berücksichtigt zu werden. Auch im SPÖ-internen Flügelstreit, der unter anderem an einer Bruchlinie zwischen Innen- und Außenbezirken abläuft, wurde dieser Vorwurf mehrfach laut. Dass es nun mit den Straßenbahnen schneller als erwartet geht, kann auch als Besänftigungsversuch der rebellischen Außenbezirke gesehen werden – bestätigen will das freilich niemand.

Im Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) will man sich generell nicht zum Straßenbahnenpaket äußern, da die Verhandlungen mit Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) noch nicht ganz abgeschlossen sind. Da Brauner das Paket für die öffentlichen Verkehrsmittel ursprünglich ausgehandelt hatte, ist davon auszugehen, dass sie es befürwortet und die nötigen 200 Millionen Euro auftreiben wird. „Wir sind in guten und konstruktiven Gesprächen“, heißt es aus Brauners Büro. „Es war ein solidarisches Verhandeln mit einem guten Ergebnis“, bestätigt auch der Grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch, der die Forderung nach den neuen Linien damals in die Koalitionsverhandlungen einbrachte.

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