Bürokratie, mangelnde Rechtssicherheit: Österreichische Investoren über Kroatien.
Wien/Zagreb. Vom salzburgischen Straßwalchen bis nach Zagreb sind es viereinhalb Stunden Autofahrt. „Keine wilde Strecke“, wie Herbert Schwab, Geschäftsführer der Schwöller Karniesenfabrik, sagt. Alle zwei Monate fährt er zur Niederlassung der Firma in Rakitije bei Zagreb. Kroatien war für den österreichischen Hersteller von Karniesen, Aluschienen und Jalousien ein logischer Schritt – es war der zweite Ostmarkt nach Ungarn, den man im Jahr 1997 betrat. Mittlerweile hat man eine Fertigungsstätte, Büro und Auslieferung in Kroatien; 30 Angestellte arbeiten hier.
Den Schritt nach Südosten hat Schwab nie bereut – auch jetzt nicht. „Der kroatische Markt hat sich sehr gut entwickelt, viel besser als etwa Ungarn.“ Mit einem kroatischen Geschäftsführer vor Ort, der im Rahmen eines Joint Ventures beteiligt ist, habe man gute Erfahrungen gemacht: „Andere Länder, andere Sitten. Daher ist es wichtig, die richtige Person vor Ort zu haben“, so Schwab diplomatisch.
Andere Geschichten kann Friedrich Ebner, Geschäftsführer des Baustoffherstellers Leier, erzählen. Zwar sind es von seinem Firmensitz im burgenländischen Horitschon nur zwei Stunden ins kroatische Turcin, wo Leier ein Ziegelwerk übernommen hat; doch für Ebner ist Wirtschaften in Kroatien Lichtjahre von österreichischen Standards entfernt. „Es ist sicher unser schwierigster Markt“, erzählt der Unternehmer, dessen Firma neben Ungarn auch in Polen, der Slowakei oder Rumänien tätig ist. „Die Rechtslage, die Behörden – all das ist ein eigenes Kapitel“, klagt Ebner.
Viele behördliche Hürden
Beschwerden, die der österreichische Handelsdelegierte Roman Rauch in Zagreb auch von anderen österreichischen Unternehmern gut kennt. Denn über dem Himmel des einstigen Invest-Wunderlandes sind in letzter Zeit dunkle Wolken aufgezogen.
„Die Bedingungen für Auslandsinvestoren haben sich in den letzten Monaten verschlechtert“, sagt Rauch, der Finanzengpässe des kroatischen Staates als Ursache vermutet. Man könne etwa beobachten, dass derzeit bei ausländischen Firmen „extrem häufig“ Finanz- und Steuerprüfungen unternommen würden. Und: Fehlende Rechtssicherheit, Korruption und unkooperative Behörden seien für Unternehmer in der harten Realität der Krise plötzlich ungleich spürbarer geworden.
Von komplizierten Behördenwegen kann auch Fritz Stangl, Seniorchef der Firma Duschek erzählen. „Die Anmeldung und Registrierung der Niederlassung dauerte vier Monate. Sonst geht das in ein, zwei Wochen“, erzählt der 69-Jährige. Probleme bereitet dem Erzeuger von Brandschutz und Isolierungen auch die, wie er es nennt, mangelnde Arbeitsmoral: „Wir müssen die Arbeitnehmer erst arbeiten lehren.“ Dennoch will er weiter in Kroatien bleiben – die Firma sucht gerade eine neue Lagerfläche. Auch die Straßwalchener Karniesenhersteller denken an Expansion: Geplant ist eine Tochter in Serbien, um den Import von Waren aus Kroatien zu umgehen: Die Zollformalitäten zwischen beiden Ländern seien nämlich, so Schwab, „ganz schwierig“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2009)