Pröll wirft ORF Ansätze von "gelenktem Journalismus" vor

Armin Wolf interviewte Erwin Pröll in der "ZiB2"
Armin Wolf interviewte Erwin Pröll in der "ZiB2"(c) Screenshot: ORF
  • Drucken

In der "ZiB 2" hatte sich der scheidende niederösterreichische Landeshauptmann einen Schlagabtausch mit Moderator Armin Wolf geliefert. Nun kritisiert Pröll den ORF. Der ORF-Redakteursrat reagiert empört.

Der scheidende niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) übt im Abschiedsinterview mit dem Wochenmagazin "News" heftige Kritik am ORF. Pröll, der sich zuletzt rund um seine Privatstiftung in der "Zeit im Bild 2" einen verbalen Schlagabtausch mit dem ORF-Journalisten Armin Wolf geliefert hatte, ortet im öffentliche-rechtlichen Sender Ansätze für "gelenkten Journalismus".

"Gelenkter Journalismus ist eine Gefahr für die Demokratie. Wenn sich einige wenige zusammentun, um sich abzusprechen, wen machen wir morgen fertig, in welcher Art und Weise, wie skandalisiere ich in der Demokratie, dann ist das eine ganz besondere Gefahr. Und da gibt es vor allem im ORF Ansätze für derartige Strukturen", sagte Pröll im "News"-Interview.

"Verstehe den Generaldirektor des ORF nicht"

Kritik übte der ÖVP-Politiker deshalb an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: "Ich muss ganz offen sagen, ich verstehe den Generaldirektor des ORF nicht, weil er offensichtlich nicht imstande ist, solche Strukturen hinanzuhalten." Wenn das so weiter gehe, dann ist es laut Pröll notwendig, "auch mit anderen demokratischen Möglichkeiten im ORF nach dem Rechten zu sehen".

ORF-Redakteure weisen Vorwürfe zurück

Der ORF-Redakteursrat reagiert empört auf die Kritik von Erwin Pröll (ÖVP). Die "Verschwörungstheorie" des scheidenden Landeshauptmanns von Niederösterreich, dass im ORF "gelenkter Journalismus" betrieben werde, "entbehrt jeder Grundlage", hieß es in einer Aussendung. "Redaktionelle Inhalte werden in offenen Redaktionssitzungen entschieden."

Auch die "implizite Aufforderung Prölls an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zum Eingriff in die Redaktionen" wird zurückgewiesen. "Eine derartige Aussage eines Politikers mitten in der unternehmens-intern laufenden Debatte um eine Neuaufstellung der ORF-Information muss als unzulässige Einmischung in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verstanden werden."

Pröll habe "Drohungen gegen die öffentlich-rechtliche Unabhängigkeit" geäußert und stelle zudem in dem Raum, dass der ORF "Unrechtes getan" habe - "freilich ohne diesen schwerwiegenden Vorwurf auch nur ansatzweise mit Fakten zu belegen". Für Beschwerden über angeblich inkorrekte Berichterstattung gebe es Gerichte und Gremien, betonten die Redakteursvertreter abschließend.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Niederösterreichs Alt-LH Erwin Pröll im Gespräch mit ORF-Redakteur Armin Wolf (l.)
Der Mediator

Erwin der Stifter und der böse Wolf

Ein Abschiedsinterview von Niederösterreichs aus dem Amt geschiedenen Landeshauptmann Erwin Pröll in der „ZiB2“ des ORF enthüllte gnadenlos, wie die Politik Menschen verändern kann, die nur noch von straffer Führung träumen.
Medien

ORF-Vizedirektor Prantner kritisiert "Verhörraum"-Stil von Moderatoren

"Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie eine Anklagebank wirkt", kritisiert Thomas Prantner.
Niederösterreichs Alt-LH Erwin Pröll im Gespräch mit ORF-Redakteur Armin Wolf (l.)
Der Mediator

Erwin der Stifter und der böse Wolf

Ein Abschiedsinterview von Niederösterreichs aus dem Amt geschiedenen Landeshauptmann Erwin Pröll in der „ZiB2“ des ORF enthüllte gnadenlos, wie die Politik Menschen verändern kann, die nur noch von straffer Führung träumen.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
Medien

ORF-Chef Wrabetz weist Armin Wolf in die Schranken

Der "ZiB 2"-Moderator "hat keine Verantwortung für die Struktur und die personellen Besetzungen im Unternehmen", stellt der Generaldirektor klar.
Medien

ORF-Chef Wrabetz lobt Armin Wolf als „einen der besten Interviewer“

Nach Kritik an dem „Verhörstil“ des „ZiB2“-Moderator stärkt der ORF-Generaldirektor Wolf den Rücken: „Armin Wolf wird in seiner Funktion nicht infrage gestellt".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.