Weltweit stimmten mehr als 30 Prozent der im Ausland lebenden Türken ab. "Unterschätzt es nicht, geht ohne zu zögern an die Wahlurnen", forderte Präsident Erdogan.
Bei dem türkischen Verfassungsreferendum zeichnet sich für die Stimmabgabe in Deutschland eine relativ hohe Wahlbeteiligung ab. Bis einschließlich Mittwoch hätten bereits 455.000 der insgesamt 1,4 Millionen Wahlberechtigten in einem der vorwiegend in Konsulaten eingerichteten 13 Wahllokale in der Bundesrepublik ihre Stimme abgegeben, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".
Sie berief sich auf Angaben der türkischen Wahlbehörden. Diese hatten am Freitag erklärt, 38,27 Prozent der 108.561 in Österreich wahlberechtigten Türken hätten ihre Stimme abgegeben. Weltweit stimmten mehr als 30 Prozent der 2,97 Millionen stimmberechtigten Auslandstürken ab.
Das Referendum findet in der Türkei am 16. April statt, wahlberechtigt sind auch im Ausland lebende türkische Staatsbürger. In Deutschland und Österreich endet die Möglichkeit zur Stimmabgabe allerdings bereits an diesem Sonntagabend. Die versiegelten Urnen mit den Stimmzetteln sollen kommende Woche nach Ankara geflogen werden.
Erdogan kritisiert Haltung Europas
Staatschef Recep Tayyip Erdogan forderte am Samstag ein letztes Mal verbleibende Wähler zur Stimmabgabe auf. "Ich rufe dem Ausland von Istanbul aus zu: Unterschätzt es nicht, geht ohne zu zögern an die Wahlurnen und stimmt ab", sagte Erdogan am Samstag bei einer Wahlgroßveranstaltung in Istanbul.
Erneut äußerte Erdogan Kritik an der Haltung Europas während des türkischen Wahlkampfes im Ausland. "Sie kennen weder internationale Abmachungen noch Gebräuche, noch haben sie je von Freundlichkeit gehört", sagte er. "Sie kennen keine Grenzen, wenn es um die Unterdrückung unserer Minister, Parlamentarier und Nicht-Regierungsorganisationen geht." Außerdem wiederholte Erdogan sein Versprechen, eine Entscheidung des türkischen Parlaments für die Wiedereinführung der Todesstrafe zu bestätigen.
Opposition konnte mehr Anhänger mobilisieren
"Wir rechnen mit einer Beteiligung von mehr als fünfzig Prozent", zitierte die "FAS" den Sprecher der oppositionellen CHP in Deutschland, Kazim Kaya. Er sagte weiter, seiner Partei sei es diesmal stärker als bei früheren Wahlen gelungen, die eigenen Anhänger in Deutschland zu mobilisieren. An den beiden türkischen Parlamentswahlen im Jahr 2015 hatten sich dem Bericht zufolge 34 beziehungsweise 40 Prozent der wahlberechtigten Türken in Deutschland beteiligt.
Bei der Verfassungsreform geht es um eine massive Ausweitung der Befugnisse des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Oppositionsparteien CHP und HDP lehnen dies ab. Regierungskritische Türken warnen vor einem Weg in die Diktatur. Meinungsumfragen deuten bisher auf einen knappen Ausgang des Referendums hin.
(APA/AFP)