Romano Prodi: "Im Mittelmeer kann man keine Mauer bauen"

Romano Prodi
Romano Prodi Clemens Fabry
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Der Ex-EU-Kommissionschef sieht derzeit keine Lösung, Flüchtlingsströme im Mittelmeer einzudämmen, schon gar nicht durchs „australische Modell“. Er warnt vor einer Krise demokratischer Prinzipien. Die EU habe Zukunftschancen.

Die Presse: Italien steht wieder ein Rekordflüchtlingssommer bevor. Kann die Mittelmeerroute „gesperrt“ werden?

Romano Prodi: Wir haben die Kontrolle über die Migrationsflüsse verloren: Das ist der Grund für diese schwere Krise. Wenn Migranten über den Landweg kommen, kann man vielleicht Mauern und Zäune errichten. Aber wie soll man Mauern im Meer aufstellen? Der einzige Weg, diese Migrationsflüsse zu kontrollieren, ist ein Vertrag mit Libyen, was ohne eine Befriedigung des Bürgerkriegslandes nicht möglich ist. Die internationale Gemeinschaft könnte viel mehr unternehmen, um das Land zu stabilisieren. Libyen hat eine stark ausgeprägte Stammeskultur, mit diesen lokalen Machthabern muss man arbeiten. Aber das sind langfristige Maßnahmen, ohne Entwicklungsperspektive für Länder im südlichen Mittelmeer sehe ich keine Lösung.

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