„Parsifal“: Europas letztes Abendmahl?

Der Gral muss aus „schuldbefleckten Händen“ befreit werden: „Parsifal“, Bayreuth 2000, in der Inszenierung Wolfgang Wagners.
Der Gral muss aus „schuldbefleckten Händen“ befreit werden: „Parsifal“, Bayreuth 2000, in der Inszenierung Wolfgang Wagners.(c) EPA (Rauh)
  • Drucken

Zum Gründonnerstag. Was kann die christliche Eucharistiefeier heute bedeuten? Was heißt „Erlösung dem Erlöser“? Wenn eine Inszenierung von Wagners „Bühnenweihfestspiel“ uns darüber nachdenken lässt, hat sie ihren Sinn.

Am heutigen Gründonnerstag und am Ostersonntag stehen Reprisen der neuen „Parsifal“-Inszenierung auf dem Staatsopern-Programm. Der Livestream der heutigen Aufführung ist auch am spielfreien Karfreitag abrufbar. Dass über die Neuproduktion intensiv diskutiert wurde, liegt sozusagen in der Natur der Sache. Die „Parsifal“-Krise beginnt ja bereits mit dem an dieser Stelle jüngst verhandelten Treuebruch der Wagner-Gemeinde. Deren Herr und Meister wollte sein „Bühnenweihfestspiel“ einem nur diesem Zweck geweihten Tempel zur Aufführung vorbehalten.

Das Bayreuther Festspielhaus blieb denn auch 30 Jahre lang – bis zum Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist – die Heimstätte des Werks. Mit einer Ausnahme: Die New Yorker Metropolitan Opera gab „Parsifal“ 1903. Ironischerweise am Weihnachtsabend, obwohl der dritte Aufzug ja am Karfreitag spielt – womit die „Frevler“ in New York einen kühnen Bogen von der Geburts- zur Todesstunde Christi gespannt hätten. Als wollten sie eines der vielen großen inhaltlichen Rätsel von Wagners Schöpfung symbolisch nutzen: „Zum Raum wird hier die Zeit“, sagt Ritter Gurnemanz zum „reinen Toren“ Parsifal, der nicht versteht, was rund um ihn vorgeht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.