Plagiatsvorwurf: Zwist im steirischen Wirtschaftsbund

APA/ERWIN SCHERIAU
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Spartenobmann Talowski weigert sich, eine Solidaritätsliste zu unterzeichnen. Stattdessen fordert er den Rücktritt von Landesrat Buchmann. Letzterem wurde der Doktortitel aberkannt.

Hermann Talowski, steirischer Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk, fordert den Rücktritt von Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP), dem nach Plagiatsvorwürfen der Doktortitel aberkannt worden war. Talowski weigerte sich, eine Solidaritäts-Unterschriftenliste des Wirtschaftsbundes zu unterzeichnen und meinte, wer "aufplattelt" werde, habe keinen Platz mehr in Politik und Interessensvertretung.

Landesrat Buchmann, der auch Obmann des steirischen Wirtschaftsbundes ist, wurde vergangene Woche sein Doktortitel aberkannt, da er nicht sauber zitiert hat. Laut Karl-Franzens-Universität handelt es sich um "gravierende Verstöße". Für Talowski ist das keine simple Schlamperei, sondern nicht tragbar: "Er hat eine Ehrenerklärung abgegeben und wurde der Lüge überführt." Der Spartenobmann in der Wirtschaftskammer betonte, dass es ihm nicht um den Namen Buchmann gehe, er würde den Rücktritt auch bei jedem anderen fordern. Vielmehr gehe es um das Vertrauen. "Das höchste Gut eines Politikers ist Vertrauen und Integrität. Wenn die verloren sind, was hat man dann noch auf der Bühne verloren?"

"Buchmann muss es eigentlich aus Eigen-Hygiene machen"

Talowski schilderte, dass der Entwurf für die Solidaritäts-Unterschriftenliste am Montag per E-Mail innerhalb des Wirtschaftsbundes verschickt worden war. "Daraufhin habe ich Direktor Kurt Egger geantwortet, dass ich den geplanten Brief nicht mit meinem Namen freigeben werde." Der Spartenobmann habe von der Wirtschaftsbund-Führung eine Sitzung gefordert, in der Buchmann seine Sicht darstellen könne und man "in der Familie darüber redet". Zur Antwort habe Talowski bekommen, dass er der einzige sei, der die Liste nicht unterschreiben wolle: "Aber auch die Sparte Industrie und die Banken sind zum Beispiel nicht darauf", meinte der Gewerbe-Vertreter.

Eine Sitzung soll es nicht geben, er sei auf einen Jour-Fixe am 21. April hingewiesen worden. Das genügt Talowski aber nicht, weil nur eine Sitzung eine Beschlussfähigkeit mit sich bringe. Der Obmann fragte sich, wo da die "Rücktrittskultur" sei und "was noch sein muss, bis jemand sein Amt zurücklegt: Buchmann muss es eigentlich aus Eigen-Hygiene machen - sich selbst und der Funktion gegenüber".

(APA)

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