Fast drei Viertel der an der Wahl teilnehmende Österreich-Türken stimmten für den Machtausbau von Präsident Erdogan. Auch in Deutschland gewann das Ja-Lager klar.
Die Türken in Österreich haben sich deutlicher für die umstrittene Verfassungsreform in der Türkei ausgesprochen als ihre Landsleute in der Heimat. In den Ländern "mit hohem Gastarbeiter-Anteil" fiel die Zustimmung beim Referendum durchwegs deutlich höher aus als in der Türkei selbst, berichtete der Österreichischer Integrationsfonds in einer Aussendung am Montag. In der Türkei votierten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu 51,41 Prozent der Wähler mit Ja, 48,59 Prozent mit Nein.
Nach Auszählung aller Stimmen in Österreich stimmten laut amtlicher Agentur Anadolu 73,23 Prozent (38.215) für die Einführung des Präsidialsystems, 26,77 Prozent (13.972) dagegen. Damit hatte Österreich den zweihöchsten Anteil der "Ja"-Stimmen aller Staaten.
Auslandstürken fünf Prozent der Wahlberechtigten
Rund 2,9 Millionen Stimmberechtigte beim gestrigen Verfassungsreferendum lebten außerhalb der Türkei, drei Viertel von ihnen in fünf europäischen Ländern: In Deutschland waren 1,43 Mio. wahlberechtigte Türken registriert, in Frankreich 326.000, in den Niederlanden 253.000, in Belgien 138.000 und in Österreich 108.561. Somit machten Auslandstürken etwa fünf Prozent aller Wahlberechtigten aus.
Rund 273.000 Personen mit türkischem Migrationshintergrund (d.h. sie selbst oder beide Elternteile wurden im Ausland geboren) lebten laut Integrationsfonds 2015 in Österreich, die meisten Personen mit türkischem Migrationshintergrund wohnten in Wien (110.000). Mit Blick auf die Staatsangehörigkeit waren demnach zu Jahresbeginn 2017 knapp 117.000 türkische Staatsangehörige in Österreich ansässig.
Deutlich niedriger qualifiziert
Menschen mit türkischem Migrationshintergrund sind laut Statistischem Jahrbuch Migration & Integration 2016 deutlich niedriger qualifiziert als Österreicher ohne Migrationshintergrund: Bei den niedrigeren Bildungsabschlüssen zeigen sich bei der Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund überdurchschnittliche Anteile. Verfügten 2015 nur elf Prozent der inländischen Bevölkerung (25-64 Jahre) maximal über einen Pflichtschulabschluss, war dieser Anteil bei der Bevölkerung türkischen Migrationshintergrunds mit 61 Prozent mehr als fünf Mal so hoch, so die Aussendung.
Klare Unterschiede zeigt demnach auch die Beschäftigungsstatistik: Während die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2015 bei Österreichern bei 8,1 Prozent lag, war sie bei Türken mit 19,8 Prozent mehr als doppelt so hoch. Im Vergleich zu Österreichern stehen Personen mit Migrationshintergrund statistisch seltener im Erwerbsleben: 74 Prozent der Österreicher ohne Migrationshintergrund (15-64 Jahre) waren im Jahresdurchschnitt 2015 erwerbstätig; bei Türken waren es nur 54 Prozent. Besonders auffällig ist laut Integrationsfonds die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen: Bei österreichischen Frauen lag die Erwerbstätigenquote 2015 bei 70 Prozent, bei türkischen Frauen hingegen bei 42 Prozent.
"Wenn aus der Einführung der Todesstrafe mehr als Rhetorik würde, wäre das ganz klar eine Absage der Türkei an die europäische Familie", sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Man dürfe in Deutschland nicht über ein Instrument abstimmen lassen, das den deutschen Werten und der Verfassung widerspreche, sagt der Kanzlerkandidat.
Viele Erlasse des türkischen Präsidenten haben mit Terrorbekämpfung nichts zu tun. Erdoğan dürfte so lange per Dekret regieren, bis die Präsidialrepublik kommt.
Der türkische Präsident drängt auf Fortschritte im Beitrittsprozess, sonst werde sich die Türkei von der EU abwenden. Erdogan fordert die EU auf, ihre Versprechen einzuhalten.
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