USA/Korea: Von den Irrungen um die Fahrt eines US-Flugzeugträgers

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Die „Carl Vinson“ war am Samstag vor Nordkorea erwartet worden, Kriegsangst ging um. Doch sie kam nicht, denn sie lag vor Australien.

San Diego. Man möchte wissen, was Carl Vinson (1883 – 1981), der legendäre, 50 Jahre amtierende Kongressabgeordnete aus Georgia und einer der Hauptbetreiber des Ausbaus der US Navy vor dem Zweiten Weltkrieg, zum Theater sagen würde, in dessen Zentrum derzeit der nach ihm benannte Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ steht.

War da doch in der Woche vor dem befürchteten Atomtest Nordkoreas vorigen Samstag die Hölle los, weil es hieß, die „Vinson“ fahre Richtung Korea, um eventuell einzugreifen. Vielerorts wurde das Ärgste befürchtet, zumal Präsident Donald Trump getönt hatte, man schicke eine „Armada“ (ein spanisches Wort) vor Korea. Doch dann tauchte sie am Samstag dort nicht auf, und mehr: Es zeigte sich, dass sie rund 5000 Kilometer entfernt durch die Sundastraße zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java fuhr, um im Indischen Ozean mit der Royal Australian Navy zu üben. Immerhin zündete Nordkorea keine Atombombe.

Was war passiert? Laut „New York Times“ ergab sich eine Verkettung von Irrtümern, Mangelinformationen und Angst vor Gesichtsverlust. Die „Vinson“ (Heimathafen San Diego) verließ samt zwei Zerstörern, einem Kreuzer und Hilfsschiffen am 8. April Singapur. Laut Order von Admiral Harry Harris, Chef des Pazifikkommandos, sollte sie später nach Norden fahren und im Westpazifik operieren. Ein Besuch in Fremantle (Australien) sei gestrichen. Harris gab aber nicht an, dass ein angeblich bedeutsames Seemanöver mit den Australiern sehr wohl noch vor der Nordfahrt, deren Ziel Korea noch nicht klar feststand, absolviert werde.

Beweisfoto im Internet

Nun ging alles schief: Tags darauf sagte General Herbert McMaster, der Nationale Sicherheitsberater, die Verlegung der „Vinson“ unter Captain Douglas Verissimo sei „ein kluger Zug, der Bedrohung aus Nordkorea zu begegnen“. Das nährte Ängste von Medien und Regierungen, es braue sich was zusammen. Trump, von Pentagon und Navy schlecht informiert, twitterte am Dienstag, 11. April, von der Armada. Verteidigungsminister James Mattis, General der US-Marines, sprach von der Nordfahrt, unterließ aber ob einer Verwechslung den Hinweis auf das Manöver. Ab da waren den Topbeteiligten die Hände gebunden, denn obwohl die Navy die Sache insgeheim klarstellte, wagte niemand, die Sache zu erklären, ohne die USA blöd dastehen zu lassen.

Die Sache flog auf, als die PR-Truppe der Navy am Ostermontag (vielleicht uninformiert) ein Foto des Trägers in der Sundastraße postete und Experten es fanden. Ohne das hätte sein Fehlen vor Korea unter Umständen noch geheim gehalten werden können. Nun werde der Verband nächste Woche im Raum Korea/Japan erwartet. Beobachter sprechen von einem Schaden für die Glaubwürdigkeit von Drohungen der US-Regierung. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2017)

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