Insgesamt nehmen 40.000 Menschen teil. Die Königsdisziplin am Sonntag bewältigt jedoch nur eine Minderheit.
Menschen und Massen
Den bisherigen Melderekord in der Geschichte des seit 1984 bestehenden Stadtmarathons gab es im Jahr 2015, als sich 42.742 Läufer aus 130 Nationen registrieren ließen. Die Königsdisziplin, also die klassische Marathondistanz über 42,195 Kilometer, bewältigten damals laut Vienna City Marathon (VCM) Homepage (vienna-marathon.com) aber nur 5971 Menschen. Im Vorjahr gab es mehr (Hobby-)Athleten, die es ins Ziel schafften, nämlich 6501. Vor 15 Jahren gab es in dieser Hinsicht ein regelrechtes Hoch: 2001 wurden 9215 sogenannte Finisher gezählt.
Ein weiterer vielsagender Vergleich: Beim 1. Wien-Marathon, 1984, liefen 794 Personen über die Ziellinie, damals gab es 3,15 Prozent Frauen. Dieser Anteil war nie größer als voriges Jahr. Der Frauenanteil derer, die die volle Distanz packten: 20,4 Prozent.
Wahrlich beeindruckende Zahlen liefert der New York City Marathon. Im Vorjahr wurden 51.394 Finisher gezählt, das war auch für den Big Apple ein neuer Rekord, die durchschnittliche Zeit über die 42,195 Kilometer: 4 Stunden, 37 Minuten und 38 Sekunden.
Zeiten und Strecken
„Unter vier Stunden“ ist eine sehr häufige Antwort, wenn man ambitionierte Freizeitläufer nach ihren Zielvorstellungen fragt. Wer sich an den besten der Welt orientiert, läuft (buchstäblich!) Gefahr, am Ende entmutigt zu sein. Ein gewisser Getu Feleke aus Äthiopien war der bisher schnellste Mann in Wien, mit einer Zeit von 2:05:41. Das schaffte er 2014. Übrigens bei relativ warmen 15,8 Grad Celsius.
Die schnellste Frau des VCM, die Italienerin Maura Viceconte, benötigte im Jahr 2000 eine Topzeit von 2:23:47. Seither wird Jahr für Jahr ein Angriff auf ihren „alten“ Rekord unternommen, bisher vergeblich.
Weltweit gesehen läuft es noch schneller: 2014 blieb der Kenianer Dennis Kimetto als erster Mensch der Welt unter zwei Stunden und drei Minuten, er lief in Berlin eine Fabelzeit: 2:02:57.
So als wäre die Marathonstrecke nicht lange genug, gibt es weltweit sogenannte Ultramarathonläufe, die sich teils über hunderte Kilometer ziehen. Besonders kurios in diesem Segment ist zum Beispiel der Self-Transcendence-Lauf in New York. Dabei müssen die Teilnehmer um einen Häuserblock im Stadtteil Queens laufen. Und zwar satte 5649 Runden! Das sind dann 3100 Meilen oder 4989 Kilometer. Österreich spielt dabei eine wichtige Rolle: Bei den Frauen hält Surasa Mairer aus Wien mit 49 Tagen, 7 Stunden, 52 Minuten und 24 Sekunden den Rekord.
Wind und Wetter
Kaum etwas wird vor einem Marathon so bange erwartet, wie die Wetterprognose. Ist es zu heiß, verfehlt man in der Regel – auch bei bester Vorbereitung – seine persönliche Wunschzeit. Selbiges gilt natürlich auch bei hartnäckigem Gegenwind.
In der Geschichte des VCM wurde am 30. Mai 1999 um 14 Uhr die höchste Temperatur gemessen: 27,6 Grad Celsius. Beim Start um 9 Uhr hatte es damals schon 20,4 Grad. Den wahrlich heißesten Start legten die Teilnehmer am 25. Mai 2003 hin – bei 21,4 Grad (14 h: 27,5). Den größten Temperaturunterschied mussten die Marathoni am 23. April 1995 verkraften, nämlich 8 Grad (17,8 Grad in der Früh, 25,8 am Nachmittag)
Am kältesten war es laut den Aufzeichnungen der Veranstalter am 13. April 1986: Gestartet wurde bei minus 0,1 Grad. Die Tageserwärmung verdiente ihre Bezeichnung nicht so recht, das Quecksilber mühte sich auf 2,6 Grad. Für diesen Sonntag ist kühles, wechselhaftes, regnerisches Wetter angesagt, mit lebhaftem Wind bei 6 bis 13 Grad.
Essen und Trinken
Um genug Energie für die Bewerbe zu haben, werden von hunderten Helfern reichlich Lebensmittel an die Teilnehmer ausgegeben. In Summe 13,5 Tonnen Bananen, 9 Tonnen Äpfel, 90.000 Liter isotonische Getränke und Mineralwasser sowie 60.000 Energyriegel.
Was vor und nach dem Rennen konsumiert wird, entzieht sich jeder Statistik, feststeht, dass der VCM zuletzt jeweils um die 80.000 Nächtigungen bedingte. Gäste aus dem Ausland blieben im Schnitt drei Tage in der Stadt.
Wünsche und Träume
Wird es je ein Mensch schaffen die Marathondistanz von 42,195 Kilometern unter zwei Stunden zu laufen? Diese Frage wird besonders seit dem Sensationsweltrekord des schon erwähnten Kenianers Dennis Kimetto, 2:02:57, aufgestellt 2014 beim Berlin-Marathon, immer wieder gestellt. In Wien ist an einen Vorstoß in diese Sphären wohl nicht zu denken. Dafür ist die Topografie des Kurses zu wechselhaft.
Doch was vor kurzem noch als völlig utopisch galt, könnte in diesem Jahr Realität werden – wenn auch nicht unter Wettkampfbedingungen. Auf der Formel-I-Rennstrecke in Monza (Italien) will der Sportartikelhersteller Nike mit seinem Projekt „Breaking2“ drei auserwählte Topläufer unter künstlich aufgesetzten Bedingungen starten lassen: Der Olympiasieger von 2016, Eliud Kipchoge (33, Kenia), der Halbmarathon-Weltrekordler Zersenay Tadese (35, Eritrea) und der Sieger des (von Bombenanschlägen überschatteten) Boston-Marathons 2013 Lelisa Desisa (27, Äthiopien) sollen versuchen die Zwei-Stunden-Schallmauer zu durchbrechen.
Ein Team aus Wissenschaftlern analysiert dafür alle auch noch so kleine Details. Ein Laufschuh mit Karboneinlage wurde eigens entwickelt. Tempomacher werden voraussichtlich je nach Belieben eingesetzt und ausgetauscht werden, eine Vorgangsweise, die bei regulären Rennen nicht erlaubt ist. Skeptiker sprechen von einem groß angelegten PR-Gag. Noch im Mai soll das Experiment über die Bühne gehen.
Indessen befasst sich – weniger medienoffensiv – auch Konkurrent Adidas mit dem Projekt, dort heißt es „Sub2“. Immerhin: Bei diesem Sportartikelriesen steht Weltrekordhalter Kimetto unter Vertrag.