Fresenius stemmt Vier-Milliarden-Euro Zukauf in den USA

Der neue Fresenius-Chef Stephan Sturm startet durch
Der neue Fresenius-Chef Stephan Sturm startet durchAFP (DANIEL ROLAND)
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Fresenius-Chef Stephan Sturm bringt neun Monate nach seinem Amtsantritt die zweite Groß-Übernahme unter Dach und Fach.

Für 4,75 Milliarden Dollar (rund 4,4 Milliarden Euro) schluckt der hessische Gesundheitskonzern Fresenius den US-Konkurrenten Akorn und stärkt damit sein Geschäft mit Nachahmermedikamenten in den USA. Es ist die zweitgrößte Übernahme in der Fresenius-Geschichte nach dem kürzlich besiegelten Kauf des spanischen Klinikbetreiber Quironsalud für 5,8 Milliarden Euro.

Neben dem Akorn-Deal gab Fresenius-Chef Stephan Sturm am Montag überraschend noch eine weitere Transaktion bekannt. Die Fresenius-Generika-Sparte Kabi kauft dem Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck für 170 Millionen Euro dessen Geschäft mit Biosimilars ab, also mit Nachahmermedikamenten von Biotech-Arzneien. Abhängig vom Erreichen von Entwicklungszielen können in den kommenden Jahren weitere 500 Millionen Euro fließen. "Mit diesen Akquisitionen stellen wir bei Fresenius Kabi die Weichen für ein noch breiter angelegtes und dauerhaft kräftiges Wachstum über das laufende Jahrzehnt hinaus", sagte Sturm.

Die Übernahmen will Fresenius mit Fremdkapital finanzieren und auf eine Kapitalerhöhung verzichten. Die Zukäufe werden sich nach Einschätzung des Konzerns ab 2021 positiv auf das Ergebnis auswirken. Für 2020 bestätigte das Management sein ausgegebenes Gewinnziel von 2,4 bis 2,7 Milliarden Euro.

Neuer Chef startet durch

Fresenius ist aus der Frankfurter Hirsch-Apotheke hervorgegangen und durch mehrere Milliarden-Zukäufe zu einem globalen Firmenkonglomerat in der Gesundheitsbranche gewachsen. Sturm wechselte 2005 von der Schweizer Großbank Credit Suisse als Finanzchef zu Fresenius. Er war damit der erste Investmentbanker in Deutschland, der direkt in den Vorstand eines Großunternehmens aus der Realwirtschaft einzog. Im Juli vorigen Jahres trat er die Nachfolge von Ulf Schneider an, der das Ruder beim Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle übernommen hat.

Und Sturm setzt den Übernahmekurs seinen Vorgängers seitdem mit großem Elan fort. Nach dem Kauf von Quironsalud bestätigte er Anfang des Monats, sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit Akorn zu befinden. Der US-Generikakonzern beschäftigt mehr als 2.000 Mitarbeiter und ist für Fresenius auch deshalb interessant, weil er einen guten Zugang zu kleineren amerikanischen Kliniken und Apotheken bringt.

Nun bietet Fresenius 34 Dollar je Akorn-Aktie, was einem Kaufpreis von 4,3 Milliarden Dollar entspricht. Zudem übernehmen die Hessen Verbindlichkeiten von 450 Millionen Dollar. Die Spitze von Akorn und der größte Aktionär des Unternehmens unterstützten die Offerte. Mittelfristig erwartet Fresenius durch den Deal jährliche Synergien von 100 Millionen Dollar vor Steuern. Die US-Zentralen von Akorn und Fresenius Kabi im Bundesstaats Illinois liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Im laufenden Jahr erwartet Akorn einen Umsatz von gut einer Milliarde Dollar und einen bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) von rund 400 Millionen Dollar.

Ein hessischer Deal

Im Biosimilars-Geschäft, in das Fresenius durch die Übernahme von Merck-Entwicklungen einsteigt, ist der Konzern von solchen Zahlen noch weit entfernt. Erst ab 2023 rechnet Fresenius hier mit einem deutlich positiven Ergebnisbeitrag und Umsätzen im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Bis dahin will das Unternehmen in die Entwicklung der Biotech-Nachahmermedikamente bis zu 1,4 Milliarden Euro stecken - Kaufpreis und Meilensteinzahlungen bereits eingerechnet.

"Biosimilars sind ein schnell wachsendes Segment des Pharma-Markts", erklärte Fresenius-Manager Mats Henriksson. "In den nächsten Jahren werden einige der größten Marken-Biopharmazeutika ihren Patentschutz verlieren." Fresenius erweitere durch die Übernahme sein Produktangebot und schaffe die Grundlage für weiteres Wachstum. Merck will sich bei Investitionen auf andere Geschäftsbereiche konzentrieren und hatte sein Biosimilars-Geschäft deshalb ins Schaufenster gestellt. Beide Unternehmen wollen die bestehenden Produkte jedoch zusammen weiterentwickeln. Wenn es Nachahmermedikamente am Ende auf den Markt schaffen, winkt Merck eine Umsatzbeteiligung im einstelligen Prozentbereich.

(Andreas Kröner/Reuters)

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