Deutsch-steirische Erfolgsgeschichte: Kompressoren-Konzern wird japanisch

Secop
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Der deutsche Finanzinvestor Aurelius verkauft den Kompressoren-Hersteller Secop an den japanischen Elektromotoren-Konzern Nidec und macht dabei 100 Millionen Euro Gewinn. Teil des Deals: eine aus der Pleite gerettete steirische Paradefirma aus Fürstenfeld.

Der Münchener Finanzinvestor Aurelius kontert die Attacke eines Hedgefonds mit einem für die Aktionäre lukrativen Verkauf einer Beteiligung. Der Kompressoren-Hersteller Secop (2150 Mitarbeiter, 357 Millionen Euro Umsatz) geht für 185 Millionen Euro an den japanischen Elektromotoren-Konzern Nidec, wie Aurelius und Nidec mitteilten. Die Hälfte des daraus resultierenden Gewinns von 100 Millionen Euro soll an die Aurelius-Aktionäre ausgeschüttet werden: Statt wie geplant zwei Euro je Aktie sollen sie für 2016 nun vier Euro erhalten. Das trieb die zuletzt gebeutelte Aktie am Dienstag um elf Prozent auf 47 Euro nach oben. Der Hedgefonds Gotham City und andere Anleger hatten mit Leerverkäufen auf einen Kursverfall gewettet und die Aurelius-Aktie damit um 37 Prozent abstürzen lassen.

"Wir sind nicht traurig, wenn die jetzt auf dem falschen Fuß erwischt werden", sagte Aurelius-Vorstandschef Dirk Markus am Dienstag in seinem ersten Auftritt vor Journalisten seit der Attacke. "Die Aktionäre hatten in den vergangenen Wochen viel auszuhalten." Gotham City hatte den Wert der ehemaligen Danfoss-Tochter Secop in einer Studie auf maximal 17,5 Millionen Euro veranschlagt, vermutlich liege er eher bei Null. "Secop ist ein Paradebeispiel, wie wir bei Aurelius vernachlässigte Unternehmen wieder flott machen", hielt Markus dagegen. Mit dem Verkauf des 2010 erworbenen Herstellers von Kompressoren für Kühlschränke und Kühltheken, dem größten der Firmengeschichte, habe Aurelius seinen Einsatz verelffacht.

Ein Gutteil steirisch

Der Erfolg, den Aurelius mit dem Verkauf seines Kompressoren-Herstellers erzielen konnte, hat einen bedeutenden steirischen Anteil. Der Finanzinvestor ergänzte die 2010 erworbenen Danfoss-Werke Ende  2013 um den Kompressorenhersteller ACC aus Fürstenfeld. Dieses Paradeunternehmen war nach der Pleite des italienischen Mutterunternehmens ebenfalls in die Insolvenz geschlittert. Die Übernahme von ACC Austria durch Secop um 25 Millionen Euro war die größte bisher im Aurelius-Konzern durchgeführte Add-on-Akquisition. Sie half,  die technologischen Kompetenzen aus zwei bisher getrennten Welten zusammenzuführen. "Mit der konsequenten Ausrichtung der Forschung & Entwicklung auf elektronisch gesteuerte Kompressorplattformen in allen Geschäftsbereichen hat Aurelius Secop zum global anerkannten Spezialanbieter entwickelt. Das Ergebnis der Fokussierung auf energieeffiziente Kompressoren war ein durchschnittliches jährliches Umsatzplus von 60 Prozent", heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag.

ACC wurde 1982 von Zanussi als "Verdichter Österreich" gegründet und zwei Jahre später vom weltgrößten Hausgerätekonzern Electrolux übernommen, der sich 2003 aus dem Kompressorengeschäft zurückzog. Finanzinvestoren bildeten damals aus Verdichter und dem italienischen Mitbewerber Sole Motors die ACC-Group, die 2012 in Konkurs geschickt wurde. Das Kompressorenwerk in Fürstenfeld (700 Mitarbeiter und 165 Millionen Euro Umsatz) musste in der Folge mit Passiva von 90 Millionen Euro ebenfalls Konkurs anmelden. 

Bei Secop bzw. Aurelius war das steirische Werk gut aufgehoben, und auch der neue Eigentümer verspricht sich viel von Zukauf in Europa. Die japanische Nidec ist an der Börse umgerechnet 25,6 Milliarden Euro wert. Sie konnte im Vorjahr den Umsatz von 8,9 auf 10,11 Milliarden Euro und den Gewinn von 693 auf 942 Millionen Euro steigern.

Aurelius plant weitere Verkäufe

Die Übernahme angeschlagener Firmen, oft aus Großkonzernen, ist das Kerngeschäft von Aurelius. Bis Ende Juni seien weitere Verkäufe aus dem fast drei Milliarden Euro schweren Portfolio zu erwarten, bekräftigte CEO Markus. Investor Gotham City hatte unter anderem die Wertansätze zahlreicher Aurelius-Beteiligungen angezweifelt. Vorstandschef Markus plant weitere vertrauensbildende Maßnahmen: "Wir machen uns viele Gedanken, wie wir uns transparenter machen können." Gotham habe seine Positionen aufgelöst, doch liefen bis zuletzt weitere Wetten auf einen Kursrutsch.

(APA/Reuters)

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