ORF-Chef Wrabetz weist Armin Wolf in die Schranken

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Der "ZiB 2"-Moderator "hat keine Verantwortung für die Struktur und die personellen Besetzungen im Unternehmen", stellt der Generaldirektor klar.

Im Machtkampf um den ORF und dessen neue Führungsstruktur in der Fernsehinformation weist ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nun seinen stellvertretenden TV-Chefredakteur und "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf in die Schranken. In Interviews mit dem "Standard" und der "Kleinen Zeitung" erinnert Wrabetz Wolf an seinen Platz in der Hierarchie des Senders.

"Er hat keine Verantwortung für die Struktur und die personellen Besetzungen im Unternehmen. Da gibt es eine klare Aufgabenteilung: Ich bin Generaldirektor, und er ist ein Anchor der ZiB 2", sagte Wrabetz dem "Standard". Man könne "sich wechselseitig zwar Tipps geben, aber man sollte dem Interviewer die Interviews überlassen und die Strukturentscheidungen der Geschäftsführung", ergänzte Wrabetz in der "Kleinen Zeitung".

Und der ORF-General lässt durchklingen, dass er - trotz Beteuerungen, Wolf nicht infrage stellen zu wollen - den "ZiB 2"-Journalisten offenbar lieber auf einer anderen Position sehen würde. Für eine "vielleicht größere Infoshow auf ORF eins" habe Wolf laut Wrabetz aber abgesagt.

"Wenn man austeilt, wird man etwas zurückbekommen"

Er habe in der Vergangenheit jedenfalls zu viel zugelassen, jetzt sei es dann wieder genug, so Wrabetz weiter. Die Debatte um die Fernseh-Information bezeichnete Wrabetz im "Standard" als "ORF-Folklore". Dass dabei von Boulevardmedien auch die Gehälter von ORF-Journalisten veröffentlicht wurden, sieht der ORF-Chef gelassen. "Wenn man bei uns eine solche Debatte führt, sollte man sie ohne Glaskinn führen. Wenn man austeilt, wird man pointiert etwas zurückbekommen."

Fürchten Wiederkehr des SPÖ-ÖVP-Proporzes

Hintergrund des Konflikts ist zum einen die geplante neue Channel-Struktur im ORF-Fernsehen, die eine Aufteilung der TV-Information mit eigenen Kanalchefs und Chefredakteuren für ORF eins und ORF 2 zur Folge hat. Teile der Information - darunter Wolf - laufen gegen diese Pläne Sturm und fürchten die Wiederkehr des SPÖ-ÖVP-Proporzes im ORF.

Vor allem der als Channel Manager für ORF 2 kolportierte Roland Brunhofer stößt auf Widerstand. Darüber hinaus gibt es aus Politik und auch im dem ORF Kritik am Interviewstil Wolfs. Losgetreten hat die jüngste Debatte ORF-Onlinechef Thomas Pranter mit einem "Profil"-Interview. Darin sagte er: "Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt."

ÖVP stellt sich hinter Prantnter

Dass ORF-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser deshalb die Ablöse Prantners gefordert hatte, rief am Donnerstag die ÖVP auf den Plan. "Es ist unglaublich und inakzeptabel vom Betriebsrat, so zu agieren. Das erinnert an die dunkelsten Zeiten der verstaatlichten Industrie, dass er glaubt, einen leitenden Angestellten öffentlich zurechtweisen zu müssen", sagte Generalsekretär und Mediensprecher Werner Amon. Laut Amon habe Prantner sein Interview "vorher vom Generaldirektor absegnen lassen".

Der ÖVP-General bringt wegen der Vorfälle im ORF gar eine mögliche Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Senders ins Spiel. "Man muss dieses inakzeptable Verhalten des ORF-Betriebsrates im neuen ORF-Gesetz mitbedenken. Und Anleihen bei der verstaatlichten Industrie nehmen. Dort wurden diese Unternehmen nach der Entmachtung des Betriebsrates und der Privatisierung auch erfolgreich."

SPÖ-Regierungskoordinator und Medienminister Thomas Drozda hatte sich zuvor via Twitter hinter Wolf gestellt: "Ich finde die Kritik Unbefugter an Ihrer Arbeit ebenso befremdlich und inadäquat, wie die Initiative zur Volksabstimmung aus diesem Anlasse."

Moser betonte unterdessen gegenüber der APA, sich in der Causa nicht öffentlich geäußert zu haben. "Wie mein Schreiben den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat, ist für mich nicht nachvollziehbar. Mir ging es, wenn man das Schreiben genauer liest, just darum, die Debatte, wenn sie schon stattfinden muss, intern und nicht in aller Öffentlichkeit zu führen".

Scharfe Kritik übte Moser an ÖVP-Mediensprecher Amon. Er sei erschauert, "weil hier jemand in einer verantwortungsvollen Position zu einem Generalangriff gegen Arbeitnehmerrechte bläst, nur um daraus parteipolitischen Nutzen zu ziehen." Das sei Neoliberalismus pur. Moser sagte darüber hinaus, er sei froh in einem Land zu leben, in dem es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und ein Arbeitsverfassungsrecht gebe. "Auch wenn das gewissen Zeitgenossen offenbar lästig ist."

Burgenlands Stiftungsrat stellt sich hinter Prantner

Der Stiftungsrat des rot-blauen Burgenlands, Martin Ivancsics, hat sich hinter den als FPÖ-nah geltenden Prantner gestellt. Manche Reaktionen auf Prantners Kritik könnten die Vermutung zulassen, dass einige zu sehr die eigene Rolle, aber nicht den Auftrag und die Aufgabe des Mediums selbst als Priorität sehen. Es gebe Regeln und Anstand, ohne die kein Mitarbeiter des ORF ans Werk gehen dürfe, so Ivancsics. Das gelte insbesondere auch für jene, die selbst kritisieren, aber Kritik an der eigenen Arbeit als ungeheuerlich abqualifizieren und das Recht dazu sogar Führungskräften des eigenen Unternehmens absprechen wollen.

Ivancsics forderte, die neue Struktur für die ORF-Information mit den geplanten Channel Managern umzusetzen. "Ich erwarte mir, dass bis zur nächsten Sitzung des Stiftungsrates die Strukturfragen des ORF nicht nur feststehen, sondern auch durch personelle Besetzungen vorbereitet und letztendlich auch ins Laufen gebracht werden."

>> Interview in der "Kleinen Zeitung"

>> Interview im "Standard"

(APA)

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