Weil Julia Samoilowa Einreiseverbot in die Ukraine bekam, nimmt Russland heuer nicht am Song Contest teil. Die Sängerin will statt beim Liederwettbewerb nun auf der Krim auftreten.
Auf den Rückzug Russlands vom Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine folgt nun die Provokation: die Sängerin Julia Samoilowa, die Russland hätte vertreten sollen, wird statt beim Liederwettbewerb in Kiew auf der Krim auftreten – am 9. Mai, dem selben Tag, an dem der Song Contest startet. Das berichtet der britische „Guardian“.
Russland hatte beschlossen, nicht am Bewerb teilzunehmen, nachdem die Ukraine der Russin Samoilowa die Einreise verweigert hatte, da diese 2015 auf der Krim aufgetreten war. Seit sich Russland 2014 die Halbinsel einverleibt hat, hat die Regierung in Kiew Reisen auf die Krim über russisches Gebiet verboten und bestraft diese mit mehrjährigen Einreisesperren. Die European Broadcasting Union (EBU) hatte angeboten, Samoilowa via Liveschaltung teilnehmen zu lassen. Aber Russland hat Mitte April anders entschieden, auch wird die Show in Russland nicht übertragen.
An Samoilowa, die wegen einer Erkrankung seit ihrer Kindheit im Rollstuhl sitzt, hält man indes fest. Die Sängerin soll 2018 als Kandidatin zum ESC reisen.
EBU verurteilte Entscheidung der Ukraine
Die EBU verurteilte die Entscheidung der ukrainischen Behörden, gegen Samoilowa ein Einreiseverbot auszusprechen, „da wir glauben, dass dies die Integrität und den unpolitischen Charakter des Eurovision Song Contests unterläuft und sein Ziel, alle Nationen in einem friedvollen Wettbewerb zusammenzubringen", so Frank Dieter Freiling, Vorsitzender der Eurovision Song Contest Reference Group. Dennoch würden die Vorbereitungen in der ukrainischen Hauptstadt unvermindert fortgesetzt.
Somit werden nur mehr 42 Nationen zwischen 9. und 13. Mai in Kiew gegeneinander antreten. Die beiden Halbfinale-Shows des ESC sind am 9. und 11. Mai angesetzt, wobei Österreichs Kandidat Nathan Trent mit seinem Lied "Running On Air" im 2. Semifinale auf Platz 2 um sein Finalticket kämpfen muss - ursprünglich direkt vor Russland, hätte das Riesenreich doch Startplatz 3 innegehabt.
Krim-Konflikt
Die 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim ist einer der Hauptstreitpunkte zwischen Kiew und Moskau. Dazu kommt ein bis heute andauernder bewaffneter Konflikt in der Ostukraine zwischen Kiew-treuen Truppen und prorussischen Separatisten, bei dem bereits mehr als 10.000 Menschen getötet wurden.
Beim Song Contest vergangenes Jahr hatte die ukrainischen Sängerin Jamala über die Vertreibung ihres Volkes, der Krimtataren, unter Diktator Josef Stalin gesungen und gewonnen. Der russische Popstar Sergej Lazarew, der im Vorfeld favorisiert worden war, kam auf den dritten Platz.
Beobachter behaupten, dass Russland im Wissen um die Krimreise von Samoilowa einen Eklat provoziert habe.
(Red.)