Mein Freitag

Fährt ein Skateboarder die Straße hinunter

Nicht alles klingt so angenehm wie ein Gebirgsbach.
Nicht alles klingt so angenehm wie ein Gebirgsbach. (c) imago/allOver-MEV (imago stock&people)
  • Drucken

Welche Irrtümer entstehen, wenn man sich darauf verlässt, wie etwas klingt.

Während man vor dem riesigen Drucker steht und nur äußerlich gelassen darauf wartet, dass bei all dem Getöse irgendwann vielleicht auch einmal ein kleiner Ausdruck herausschaut, fällt der Blick auf einen Zettel, den die Kollegin neben das Gerät geklebt hat: „Klar drucke ich dir das aus, aber erst mal muss ich dir alle Geräusche zeigen, die ich abgeben kann. (Jeder Drucker, immer.)“ Unter diesem Aspekt macht der Umgang mit dem Drucker schon wieder Spaß. Man muss nur seine Sprache verstehen lernen.

Es gibt auch andere Geräte, deren Geräusche über ihren tatsächlichen Charakter hinwegtäuschen. Laubsauger etwa. Oder Standmixer, die wie Presslufthammer klingen, aber vor gefrorenen Himbeeren kapitulieren. Auch Kaffeemaschinen können erstaunlich selbstbewusste Töne von sich geben. Möglicherweise ist der Geräuschpegel auch nur künstlich erzeugt, um Eindruck für das Ergebnis zu schinden: Kaffee, der unter solchen Schmerzen geboren wird, kann nur der beste sein.

Auch Sportgeräte wachsen lärmtechnisch gern über ihr Können hinaus. Ein Skateboard mit schlechten Rollen, das mit seinem Besitzer eine abschüssige Straße hinunterdonnert, klingt nach mehr als einer Person, fast schon nach einer Armee. Rollen sind überhaupt ein gutes Mittel, um Masse vorzugaukeln. Ziehen mehr als zwei Personen Rollkoffer durch die Straßen, hat man das Gefühl, die Stadt wird evakuiert. Ganz Brüssel kann davon ein Lied singen, dort wurde das charakteristische Trolley-Geräusch sogar schon patentiert.

Für andere vertraute Stadtgeräusche muss man genauer hinhören. Das Klack-Klack genagelter Schuhe dominiert schon lang nicht mehr den ersten Bezirk, und während man vom lautlosen Elektroauto überfahren wird, hört man aus der Ferne noch das Gebimmel der Straßenbahn. Der wäre man ausgewichen.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.