SPÖ-Frauen: Friede vor Parteitag gebrochen

Archivbild
ArchivbildClemens Fabry / Die Presse
  • Drucken

Roter Flügelkampf. Am Vorabend des entscheidenden Parteitags der Wiener SPÖ am Samstag entlud sich der Konflikt trotz des vereinbarten Waffenstillstands.

Am Abend vor dem Parteitag der Wiener SPÖ zogen für Michael Häupl dunkle Wolken auf. Und der mühsam ausgehandelte Waffenstillstand im roten Flügelkampf zeigte so massive Risse, dass eine Eskalation am Landesparteitag am Samstag möglich ist – mit massiven Stimmenstreichungen für die rote Führung, die schwer beschädigt werden könnten.

Auslöser war die rote Frauenkonferenz, die am Freitagabend als Testlauf für die Einhaltung der Waffenruhe am Landesparteitag galt. Und dort wurde der Frieden gebrochen: Die kritische Döblinger Parteichefin Barbara Novak wurde bei der Wahl in den Vorstand mit nur 64 Prozent förmlich abgestraft. Ruth Becher, Parteichefin der rebellischen Donaustadt, ging es mit 69 Prozent nicht viel besser. Auf der Gegenseite erlitt nur Finanzstadträtin Renate Brauner einen Dämpfer, der geringer ausfiel als erwartet: Sie kam auf 78 Prozent Zustimmung während Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (wie die anderen Vertreterinnen dieses Flügels) zwischen 85 und 95 Prozent erhielten.

Im Klartext: Die rote Kritiker-Fraktion, die Wohnbaustadtrat Michael Ludwig als Häupl-Nachfolger forciert, hielt sich mit Stimmenstreichungen wie vereinbart zurück. Die Gegenfraktion, die Michael Häupl unterstützt und von diesem aufgerufen wurde Stimmenstreichungen zu unterlassen, hat sich allerdings nicht an die Vereinbarung gehalten. Damit ist es völlig offen, ob sich dieses Szenario am heutigen Landesparteitag wiederholt, der Waffenstillstand gebrochen wird und der linke Flügel trotz Häupls Appell Ludwig als Vertreter der Flächenbezirke streicht. Offen ist auch, ob sich alle Vertreter der Flächenbezirke am Samstag an Ludwigs Appel halten, niemanden zu streichen – nachdem die Vereinbarung beider Flügel am Freitagabend nicht gehalten hat.

>> Lesen Sie mehr über die Ursachen und Bruchstellen des SPÖ-Konflikts in unserem Dossier zum Landesparteitag [premium]

(stu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Michael Häupl.
Wien

Häupl und ein Brutus in den eigenen Reihen

Häupl meint, „Brutus“ habe sich selbst erledigt.
Michael Ludwig
Rathauskeller

Häupl-Nachfolge: Kleiner Angriff auf Ludwig

Nächste Runde in der Diskussion um die Häupl-Nachfolge.
Bürgermeister Michael Häupl.
Innenpolitik

SPÖ: Michael Häupl läuft die Zeit davon

Die sich abzeichnende Neuwahl durchkreuzt die Pläne des Wiener Bürgermeisters. Ein Spiel auf Zeit ist nicht mehr möglich, was Auswirkungen auf den roten Flügelkampf und die Häupl-Nachfolge in Wien hat.
Die rote Führungsriege.
Wien

SPÖ: Wer ist der „größte Intrigant“?

„Nicht der größte Intrigant wird mein Nachfolger werden“, erklärt Michael Häupl. Das lässt einen engen Interpretationsspielraum zu, was in der Partei wieder Wellen schlägt.
Häupls Auszeit im roten Flügelkampf: Saisoneröffnung mit Walter Ruck an der Alten Donau.
Wien

Häupl ändert Plan für Rückzug nicht

Nach dem entgleisten SPÖ-Parteitag hatte Bürgermeister Häupl die Spekulationen über einen vorzeitigen Rückzug selbst angeheizt. Das sei aber „etwas voreilig ausgeplaudert“ gewesen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.