Franco A.: Masterarbeit wurde als extremistisch eingestuft

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Die deutsche Bundeswehr gerät im Fall Franco A. weiter unter Druck. Wie der "Spiegel" berichtet, soll es konkrete Hinweise auf die rechtsextreme Gesinnung des festgenommenen Soldaten gegeben haben.

Eine extrem rechte Gesinnung des Bundeswehr-Offiziers Franco A., der sich in Deutschland monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben hat, war laut einem Bericht "Spiegel" schon seit Jahren bekannt. Dem Magazin zufolge war der wegen möglicher Anschlagspläne am Mittwoch festgenommene Soldat bereits 2014 während seines Studiums an der französischen Militäruniversität Saint-Cyr durch rechtes Gedankengut aufgefallen, seine Masterarbeit sei dort als extremistisch eingestuft worden.

Dies war laut "Spiegel" auch der Bundeswehr bekannt. Ein Bundeswehrwissenschaftler habe in einer Bewertung geschrieben, die Masterarbeit enthalte eindeutig "völkisches Denken". Trotzdem sei ein zunächst gegen den heutigen Oberleutnant deswegen bestehender Verdacht dann fallengelassen worden, da dieser sich von seiner Arbeit mit dem Hinweis distanziert habe, er habe diese unter Zeitdruck geschrieben. Nach den bisherigen Ermittlungen war Franco A. dem "Spiegel"-Bericht zufolge an der französischen Elite-Universität aufgefallen, da er in der Arbeit "Politischer Wandel und Subversionsstrategie" stramm völkische und teilweise rechtsextreme Meinungen wiederholte und sich nicht von entsprechenden Denkern oder Philosophen distanzierte. Wörtlich beschrieb ein Professor demnach die Arbeit mit dem Urteil, sie sei nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar.

Bundeswehr fand keine Hinweise

Von Seiten der Bundeswehr hieß es dagegen bisher, es habe keine Hinweise auf eine extremistische Einstellung des Soldaten gegeben. Auch bei zwei Sicherheitsüberprüfungen durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) habe es während der rund achtjährigen Dienstzeit des heute 28-Jährigen keine Auffälligkeiten gegeben. Die neuen Erkenntnisse der Ermittler stammen laut "Spiegel" auch nicht aus Bundeswehr-Akten, sondern von einem anderen Soldaten, der seine Vorgesetzten über die Geschehnisse in Frankreich informiert habe. Dieser habe sich daran erinnert, dass die französischen Professoren im Offizierslehrgang von 2014 die Master-Arbeit des heute Tatverdächtigen als extremistisch und unvereinbar mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung eingestuft hätten.

Der Oberleutnant war am Mittwoch unter dem Verdacht festgenommen worden, einen Anschlag geplant zu haben. Er hatte sich laut Staatsanwaltschaft offensichtlich monatelang unter falschem Namen als syrischer Flüchtling ausgegeben. Ihm war vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sogar sogenannter subsidiärer Schutz gewährt worden. Aufgeflogen war die Doppelidentität des Offiziers durch den Fund einer Pistole, die er auf dem Wiener Flughafen versteckt hatte. Daraus ergibt sich auch der Verdacht einer möglichen Anschlagsplanung.

Der Bericht im "Spiegel"

(APA/AFP)

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