Von der Leyen sieht Führungsschwäche bei Bundeswehr

REUTERS
  • Drucken

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat im Fall des wegen einer mutmaßlichen Anschlagsplanung festgenommenen Offiziers Versäumnisse bei der Bundeswehr eingeräumt.

Die CDU-Politikerin sagte am Sonntagabend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt": "Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen, und da müssen wir konsequent drangehen." Diese gelte auch für die bekanntgewordenen Fälle von sexualisierter Herabwürdigung und Schikane. Zu ihrer eigenen Rolle sagte sie: "Unterm Strich habe ich immer die schlussendliche Gesamtverantwortung." Zu ihrer Aufgabe gehöre auch, tiefer zu graben, sagte die Ministerin. Dabei zeige sich: "Offensichtlich greifen die Mechanismen nicht, die solche Streitkräfte haben müssen, damit auch frühzeitig gemeldet und aufgeklärt wird."

Dem Oberleutnant wird vorgeworfen, Ende Januar auf dem Wiener Flughafen Schwechat eine geladene Pistole in einem Putzschacht einer Toilette versteckt zu haben. Ein konkretes Anschlagsziel ist der Staatsanwaltschaft Frankfurt zufolge allerdings nicht bekannt.

Der aus Offenbach stammende Offizier hatte sich zudem als syrischer Flüchtling ausgegeben, unter falschem Namen Asyl beantragt und seit Januar 2016 monatliche Zahlungen erhalten. Von der Leyen sagte, die Ermittlungen hätten noch nicht ergeben, was er genau geplant habe und ob er ein Netzwerk gehabt habe.

Breitere Debatte in der Bundeswehr gefordert

Bekannt sei, dass der Mann eine Masterarbeit an einer französischen Eliteschule geschrieben habe, die ganz klar völkisches dumpfes Gedankengut enthalten habe. Dies sei auch auf Ebene der Vorgesetzen aufgefallen. Der Fall sei aber weder in seiner Personalakte noch beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) gelandet. Wenn die Vorgesetzten nicht ihre Verantwortung wahrnähmen, "dann werden Dinge aus falsch verstandenem Korpsgeist schöngeredet, es wird weggeschaut, das gärt dann, bis es zum Eklat kommt". Dies sei nicht in Ordnung.

"Wir müssen eine breitere Debatte in der Bundeswehr führen, wo stehen wir, was ist unsere Haltung", sagte von der Leyen: Viel könne toleriert werden, aber nicht politischer Extremismus, Rechtsextremismus und religiös bedingter Extremismus.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die deutsche Verteidigungsministerin von der Leyen gerät immer mehr unter Druck.
Home

Von der Leyen kündigt umfassende Bundeswehr-Reform an

Vor der Sondersitzung des deutschen Verteidigungsausschusses gerät die Ministerin unter Druck. Sie sei keine Aufklärerin, sondern eine Mitverursacherin des Problems.
Bundeswehr-Soldaten während einer Zeremonie: Der Fall um Franco A. wühlt die Truppe auf.
Außenpolitik

Deutschland: Verschwörung in der Bundeswehr

Der Fall um den rechtsextremen und als Flüchtling getarnten Soldaten Franco A. weitet sich aus. Ein weiterer Soldat wurde nun wegen Terrorverdachts festgenommen.
Das deutsche Verteidigungsministerium ist bemüht, die Terrorpläne von Franco A. restlos aufzuklären.
Home

Weiterer Bundeswehrsoldat unter Terrorverdacht festgenommen

Der 27-jährige Deutsche soll ein Komplize des inhaftierten Offiziers Franco A. sein. Gemeinsam wollten sie einen rechtsextremen Anschlag verüben.
Der zuletzt in Illkirch stationierte rechtsextreme Offizier Franco A. sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Weltjournal

Ermittler finden Nazi-Devotionalien in Bundswehr-Kaserne

Der Skandal um rechtsextreme Umtriebe im deutschen Heer weitet sich aus. In der Kaserne des Terrorverdächtigen Franco A. soll es schon 2012 einen Nazi-Skandal gegeben haben.
Die Soldaten leisteten einen "unverzichtbaren Dienst für unser Land", sagt Von der Leyen.
Weltjournal

Deutsche Generäle begehren gegen Von der Leyen auf

Nach dem Kritik über Haltungsprobleme im deutschen Heer steht die Verteidigungsministerin unter Druck. Franco A. soll Munition beim Heer gestohlen haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.