VW will das Image des Diesel-Motors wieder aufpolieren. Geplant ist eine Kampagne, an der sich auch andere Hersteller beteiligen sollen.
Wolfsburg. Volkswagen will nach den Worten von Vorstandschef Matthias Müller den Diesel stärken und erwägt eine Kampagne, an der sich auch andere Hersteller beteiligen sollen. „Der Diesel hat derzeit sowohl in der Öffentlichkeit als auch von politischer Seite mit einer starken Opposition zu kämpfen. Aus unserer Sicht ist der moderne Diesel aber Teil der Lösung, nicht des Problems“, sagte Müller der Branchenzeitung „Automobilwoche“ vom Dienstag. Es gelte, die Vorteile des Diesel „wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken“.
„Wir denken darüber nach, eine Kampagne für die Selbstzünder zu starten“, sagte Müller weiter. Diese Initiative sollte demnach am besten übergreifend erfolgen, da nicht nur Volkswagen von der Diskussion betroffen sei. Auch andere Hersteller brauchen nach Angaben Müllers den Diesel, um die staatlichen CO₂-Ziele zu erreichen. Diesel-Fahrzeuge stoßen weniger Kohlendioxid aus als Benziner, aber kommen auf vergleichsweise hohe Stickoxid-Emissionen.
Generelle Fahrverbote in Innenstädten für Dieselfahrzeuge wegen der Stickoxid-Belastung findet VW-Chef Müller „aus Sicht der betroffenen Kunden problematisch“. Er verwies darauf, dass es auf der politischen Seite durchaus unterschiedliche Meinungen gebe. So habe sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) „durchaus offen“ dafür gezeigt, Diesel-Motoren nachzurüsten und sie dann nicht mehr mit Fahrverboten zu belegen, sagte er der Zeitung. Zu den möglicherweise hohen Kosten einer solchen Nachrüstung wollte Müller sich nicht festlegen. „Auch da gehen die Meinungen auseinander. Wir prüfen das gerade technisch intensiv“, sagte er der „Automobilwoche“.
Zehn Mrd. Euro für Forschung
Wegen der wachsenden Kritik am Dieselmotor fürchtet die Autoindustrie um Milliardeninvestitionen. Zuletzt war etwa bekanntgeworden, dass heutige Diesel-Autos laut Umweltbundesamt den EU-Grenzwert auf der Straße um ein Vielfaches übersteigen. Einer Forsa-Umfrage zufolge planen zudem nur noch zwei von fünf Diesel-Fahrern beim nächsten Autokauf die erneute Anschaffung eines Diesels.
VW erwartet aber, dass Benziner und Diesel trotz des Trends zu neuen Antrieben noch lange den Ton angeben. Moderne Verbrennungsmotoren blieben „noch mindestens 20 Jahre elementar“, hatte Konzernchef Matthias Müller jüngst auf dem Wiener Motorensymposium gesagt. VW werde bis 2022 zehn Milliarden Euro in die Entwicklung des Verbrennungsmotors investieren, kündigte er an. In Elektro- und Hybridmotoren sollen bis dahin neun Mrd. Euro fließen. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2017)