Häupl ändert Plan für Rückzug nicht

Häupls Auszeit im roten Flügelkampf: Saisoneröffnung mit Walter Ruck an der Alten Donau.
Häupls Auszeit im roten Flügelkampf: Saisoneröffnung mit Walter Ruck an der Alten Donau.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Nach dem entgleisten SPÖ-Parteitag hatte Bürgermeister Häupl die Spekulationen über einen vorzeitigen Rückzug selbst angeheizt. Das sei aber „etwas voreilig ausgeplaudert“ gewesen.

Wien. Es war ein angenehmer Termin für Michael Häupl. Sonnenschein an der Alten Donau und mit Walter Ruck, dem schwarzen Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, eine Person an der Seite, die den Wiener Bürgermeister nicht an den roten Flügelstreit erinnert. Mit dem traditionellen rot-schwarzen „Anrudern“ ist die Saison an der Alten Donau nun also seit Dienstag eröffnet.

Trotzdem wurde Häupl von den jüngsten Ereignissen eingeholt. Also vom SPÖ-Landesparteitag, bei dem die rote Führungsriege am Samstag massive Stimmenstreichungen hinnehmen musste. Denn neben Walter Ruck waren auch zahlreiche Journalisten gekommen. Und ihnen erklärte Häupl, der am Parteitag von nur 77 Prozent der Delegierten gewählt wurde: Er werde nicht vor der Nationalratswahl Platz für einen Nachfolger machen: „Ich pflege das zu tun, was ich überlegterweise auch gesagt habe.“

Plan „anpassen“

Das hatte der Bürgermeister zwar immer wieder gesagt, allerdings hat sich die Situation seit dem Parteitag verändert. Der eskalierte Konflikt und Häupls Wahlergebnis haben gezeigt, dass selbst der Wiener Bürgermeister seine Partei nicht mehr einen kann. Deshalb wurde über einen Rückzug von Häupl vor den Nationalratswahlen spekuliert; angeheizt durch den Bürgermeister selbst, der in einem Interview mit der „Kronen Zeitung“ davon gesprochen hatte, dass er seinen bisherigen Plan nun „anpassen“ müsse. „Das war vielleicht etwas voreilig ausgeplaudert“, relativierte Häupl diese Aussage und wiederholte: Es sei mit Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern vereinbart, dass er, Häupl, die Wiener Partei in die Nationalratswahl führen werde: „Das ist auch der Grund, warum ich das mache.“

Wie er die Partei einen und weiter vorgehen will, verriet der Wiener SPÖ-Chef nicht: „Das werde ich meinen Freunden in der Partei erzählen“, sagte er und verwies auf eine Vorstandstagung, die nächste oder übernächste Woche stattfinden soll. Man müsse sich aber natürlich parteiintern überlegen, was der Ausgang des Landesparteitags „unter Umständen“ ändere: „Ich persönlich habe vor, das zu tun, was ich gesagt habe“, so Häupl – soll heißen, dass er sich erst nach der Nationalratswahl zurückziehen werde. Die Frage, ob er sich vorstellen könne, länger zu bleiben, beantwortete er nicht.

Trotz aller Turbulenzen sieht Häupl kein Problem für den SPÖ-Wahlkampf vor der Nationalratswahl: Kanzler Christian Kern brauche sich keine Sorgen zu machen, dass die „Mobilisierungsfähigkeit nicht funktionieren würde“. Die Parteibasis würde „selbstverständlich“ dafür laufen, dass Kern Bundeskanzler bleibe. Mit dem Ausgang des Parteitags sei er „natürlich nicht sonderlich zufrieden“, wiederholte Häupl nochmals. „Ich wäre glücklicher gewesen, wenn alle zehn Prozent mehr gekriegt hätten.“ Eine „Katastrophe“ könne er aber nicht erkennen: „Wir haben schon schwierigere Zeiten überlebt“, sagte er. Inhaltlich gesehen sei der Landesparteitag sogar „hervorragend“ gelaufen: „Die Partei ist gar nicht so zerstritten, alle wesentlichen Anträge wurden mit ganz großer Mehrheit angenommen.“ Und auf die Frage, wie beschädigt die Personen seien, die wie er deutlich an Stimmen verloren haben, meinte Häupl: „Niemand ist beschädigt.“ (stu/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2017)

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