Der Skandal um rechtsextreme Umtriebe im deutschen Heer weitet sich aus. In der Kaserne des Terrorverdächtigen Franco A. soll es schon 2012 einen Nazi-Skandal gegeben haben.
In der Affäre um rechtsextremistische Umtriebe unter deutschen Bundeswehrsoldaten haben Ermittler in einer weiteren Kaserne Wehrmachts-Devotionalien entdeckt. Im Bundeswehrstandort im baden-württembergischen Donaueschingen hätten Experten nach einem Hinweis eine Vitrine mit Wehrmachts-Stahlhelmen vor der Kantine vorgefunden, berichtete der "Spiegel" am Samstag.
Außerdem sei man dort am Donnerstag auf einen mit Wehrmachts-Andenken ausgeschmückten Raum gestoßen. Bilder der Inspektion seien dem Verteidigungsministerium vorgelegt worden. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte nach den Enthüllungen über den terrorverdächtigen Offizier Franco A. gesagt, sie rechne damit, dass noch weitere rechtsextreme Vorfälle in der Truppe bekannt werden.
In dessen Kaserne im französischen Illkirch gab es einen Raum mit gemalten Wehrmachtssoldaten in Heldenposen. Franco A. hatte sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben und plante möglicherweise einen Anschlag. Der Bundeswehr lagen schon seit 2014 Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung des Offiziers vor, ohne dass Konsequenzen folgten.
Hakenkreuz auf Boden gestreut
Zudem habe es in der Kaserne in Illkirch bereits 2012 einen Skandal mit Nazi-Symbolen gegeben, berichtet die "Bild"-Zeitung. Entsprechende Informationen habe das deutsche Verteidigungsministerium bestätigt. Bundeswehrsoldaten hätten in der Nacht des 7. November 2012 ein vier Meter großes Hakenkreuz auf den Boden der Kaserne der Deutsch-Französischen Brigade gestreut.
Anlass dafür sei offenbar ein Champions League-Spiel zwischen Bayern München und dem französischen Fußballklub Lille gewesen, meldet die Zeitung unter Berufung auf einen Augenzeugen. Das Hakenkreuz sei vor einem Unteroffiziersheim des deutschen Jägerbataillons ausgestreut worden. Anschließend hätten einige Soldaten aus den oberen Stockwerken das Nazi-Symbol mit Handys fotografiert. Der Fall sei aber unverzüglich den direkten Vorgesetzten sowie dem Verteidigungsministerium und dem Militärischen Abschirmdienst gemeldet worden.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums seien damals 20 Soldaten vernommen, drei von ihnen mit Geldstrafen (2000 Euro) belegt und aus der Bundeswehr entlassen worden, heißt es in dem Bericht. Der zuletzt in Illkirch stationierte rechtsextreme Offizier Franco A. sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Ermittler prüfen, ob er Terroranschläge geplant hatte.
Justizminister fordert zu Kampf gegen Rechts auf
Der Fall des Terrorverdächtigen hatte eine Debatte über Rechtsextremismus bei der Bundeswehr ausgelöst. Im Rahmen der Affäre hatte die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen dem Heer Haltungsprobleme und Führungsschwäche vorgeworfen.
Der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) forderte die Bundeswehr als Konsequenz aus dem Fall zu einem engagierten Kampf gegen rechtsextreme Tendenzen auf. "Die Bundeswehr hat eine ganz besondere Verantwortung, gegen Rechtsextremismus vorzugehen", sagte Maas der "Rheinischen Post" vom Samstag.
"Wenn solche Dinge öffentlich werden, müssen die Verantwortlichen mit aller Schärfe darauf reagieren." Wer die Wehrmacht glorifiziere, habe in der Bundeswehr nichts zu suchen, sagte der SPD-Politiker. "Im Interesse der Bundeswehr muss das im Keim erstickt und konsequent geahndet werden."
(APA/dpa)