SPD wechselt Parteispitze aus

Deutschland: SPD wechselt Parteispitze aus. Müntefering geht, Gabriel kommt
Deutschland: SPD wechselt Parteispitze aus. Müntefering geht, Gabriel kommt(c) EPA (Hannibal Hanschke)
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Mit neuer Führungsspitze will die SPD aus ihrem Tief herausfinden. Sigmar Gabriel soll am Parteitag zum Parteichef gewählt werden und die Wiederbelebung der Partei versuchen. "Sigi" folgt dem scheidenden Franz Müntefering nach.

Die deutschen Sozialdemokraten haben am Freitag ihren Parteitag in Dresden begonnen. Bei dem dreitägigen Kongress wollen sie ihre schwere Niederlage bei der Bundestagswahl im September aufarbeiten und eine neue Führung wählen. Die SPD hatte bei der Bundestagswahl am 27. September mit 23 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis der Nachkriegszeit verbucht. Sie ist seitdem nicht mehr an der Regierung beteiligt. Mittlerweile ist die Partei in Umfragen noch weiter hinunter gerutscht: zwanzig Prozent der Wählerstimmen könnte sie derzeit noch erobern, wären am nächsten Sonntag Wahlen angesetzt.

"Sigi" als neuer Obergenosse

Die 525 Delegierten sollen nun am Parteitag viel Zeit für die Aussprache bekommen, ein Zeichen des neuen Stils der künftigen Führung unter Sigmar Gabriel, der am Nachmittag zum Parteichef gewählt werden soll. Nach der Rede Gabriels sollen auch die vier stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt werden. Nominiert sind Olaf Scholz, Klaus Wowereit, Hannelore Kraft und Manuela Schwesig.

Franz Müntefering:
Franz Müntefering: "Wir kommen wieder"(c) EPA (Ralf Hirschberger)

"Münte": "Wir kommen wieder"

Der scheidende Vorsitzende der deutschen Sozialdemokraten, Franz Müntefering, hat die schwere Niederlage bei der Bundestagswahl im September anerkannt. Die SPD nehme ihre Aufgabe in der Opposition an, sagte er auf dem Parteitag in Dresden.

Die SPD ist nach seinen Worten jedoch weiter kampfbereit: "Wir kommen wieder", betonte Müntefering in seiner Abschiedsrede am Freitag. Die sozialdemokratische Idee lebe, "schon gar nicht ist sie am Ende".

"Die Niederlage war selbst verschuldet", sagte Müntefering. Sie sei aber auch der Zeit geschuldet. Die SPD müsse weiter für eine Zähmung des Kapitalismus kämpfen.

Die SPD war bei der Bundestagswahl am 27. September nur noch auf 23 Prozent gekommen. Sie hatte die Beteiligung an der Regierung verloren.

Müntefering war seit Herbst letzten Jahres zum zweiten Mal Parteichef, hatte nach der Wahlschlappe aber auf eine neue Kandidatur verzichten müssen. Ihm war vorgeworfen worden, mit einem autoritären Führungsstil die Debattenkultur in der Partei erstickt zu haben und so eine Teilschuld am schlechten Abschneiden zu tragen.

Steinmeier verteidigt "Agenda 2010"

Der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, der jetzt die Bundestagsfraktion leitet, warnte im Vorfeld des Parteitages vor einer Abrechnung mit Müntefering. "Nichts wäre ungerechter", sagte Steinmeier dem Internetmagazin "Spiegel Online". "So darf eine Partei mit ihrer Geschichte, zu der immer auch Personen gehören, nicht umgehen." Müntefering habe sich immer für die SPD aufgearbeitet.

Steinmeier verteidigte zudem die umstrittene Reform-"Agenda 2010" des damaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder aus dem Jahr 2003, die wegen ihrer sozialpolitischen Einschnitte nach Ansicht vieler mit schuld am Niedergang ist. "Den Kopf in den Sand zu stecken, Arbeitslosigkeit weiter steigen zu lassen, die Sozialsysteme einer ungewissen Zukunft zu überlassen - das wäre unverantwortlich gewesen", sagte er mit Blick auf die wirtschafts- und finanzpolitische Notlage in den Jahren 2002 und 2003.

Je nach Verlauf der Debatte soll noch an diesem Freitag der bisherige Umweltminister Sigmar Gabriel zum neuen Parteivorsitzenden gewählt werden. Neue Generalsekretärin soll die SPD-Linke Andrea Nahles werden.

(Ag.)

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