Reinhold Mitterlehner: Der Rücktritt des ''Django''
Reinhold Mitterlehner befreite sich am 10. Mai 2017 von den Fesseln der ÖVP. Er wolle kein Platzhalter sein, so seine Begründung. Ein Rückblick in Bildern.

Nach zermürbenden Monaten, in denen Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner nur noch als Platzhalter für den aufstrebenden Sebastian Kurz gesehen wurde, nahm der Oberösterreicher das Heft selbst in die Hand und räumte seine Posten. Auch dem selbstbewussten Mühlviertler blieb damit die in der ÖVP übliche Obmann-Demontage nicht erspart. Ein Rückblick.
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Die Rolle des wankenden Parteichefs entsprach so gar nicht dem Selbstbild und auch nicht dem Fremdbild "Django" Mitterlehners (so sein Name aus der CV-Verbindung). Zeit seiner politischen Karriere galt der Ex-Vizekanzler als ausnehmend selbstbewusst, als einer, der zwar in Wirtschaftskammer und Heimatbundesland fest verankert war, sich aber immer den Luxus einer eigenen Meinung leistete. Selbst in der Ära Wolfgang Schüssels, als die Partei vor ihrem Obmann erstarrte, war Mitterlehner selten um offene Worte verlegen. Parteiinterne Irritationen erregte Mitterlehner auch, als er sich im Eurofighter-Untersuchungsausschuss durchaus am kritischen Hinterfragen der Opposition beteiligte - eine Haltung, die ihm bis heute Respekt im Hohen Haus einbringt.
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Es dauerte lange, bis Mitterlehner eine politische Spitzenposition bekam. Viele Jahre galt er als Talent, zu mehr als den Posten des Wirtschaftsbund-Generalsekretärs sowie des stellvertretenden Wirtschaftskammer-Generalsekretärs reichte es aber dann doch nie. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass Mitterlehner manchmal unnahbar ist, vielleicht auch ein wenig stur. Manchen gilt er als arrogant, dafür hat er Humor, ist pragmatisch und ohne Zweifel kompetent. Erst unter Josef Pröll kam Mitterlehner 2008 in der Regierung an, und auch das nicht auf Wunsch des damaligen Parteichefs, sondern, weil Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer ihren Einfluss geltend machten.
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Ab da war es mit dem kecken Mitterlehner allerdings im wesentlichen vorbei. Gemeinsam mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) bildete er über viele Jahre das Regierungsduo, das am wenigsten durch Streit und große Worte, dafür aber immer wieder durch sachorientierte Lösungen auffiel. Die Auflösung des Wissenschaftsressorts, das ihm zufiel, meisterte Mitterlehner nach der letzten Wahl souverän. Die Proteste, dass die Agenden im Wirtschaftsministerium abgelegt wurden, waren rasch verhallt. Schon als es Josef Pröll mit der Partei reichte, wäre Mitterlehner wohl parat gestanden. Damals entschied man sich für Michael Spindelegger. Als es diesem reichte, war Mitterlehner im August 2014 dann wirklich an der Reihe. Am Beginn herrschte noch große Euphorie. Mitterlehners "Couleur"-Name "Django" diente als Werbevehikel, die Schwarzen fühlten sich wieder einmal im Aufwind.
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Freilich herrschte bald wieder Flaute. Die Umfragen blieben im Keller, die Regierungszusammenarbeit verlief zäh. Immer deutlicher kristallisierte sich heraus, dass die Partei lieber mit Kurz als mit Mitterlehner in die Wahl gehen würde. Dem Obmann wurde das Leben saurer und saurer gemacht, Sacharbeit gestaltete sich gerade zuletzt beinahe möglich: "Ich finde, es ist genug", befand Mitterlehner sodann am 10. Mai und schmiss hin - wohl von viel Verständnis begleitet.
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Mitterlehner wurde am 10. Dezember 1955 in Helfenberg (Oberösterreich) geboren. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder. Der promovierte Jurist war 1980 bis 1992 in der Wirtschaftskammer Oberösterreich tätig. Im Anschluss war Mitterlehner bis zum Jahr 2000 Wirtschaftsbund-Generalsekretär und danach bis 2008 stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer. 2008 wurde der Oberösterreicher Wirtschafts- und Familienminister, im Dezember 2013 übernahm er die Wissenschaftsagenden, gab dafür aber das Familienressort ab.
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