Antisemitische Chats: Dekan sieht "menschenverachtende Exzesse"

Clemens Fabry
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Es handle sich leider nicht um einzelne "schwarze Schafe", die antisemitische Witze verschickt haben, beklagt Jus-Dekan Paul Oberhammer.

Mit Bestürzung hat der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien, Paul Oberhammer, auf Berichte über geheime Chat-Gruppen der AktionsGemeinschaft (AG) am Juridicum reagiert, in denen antisemitische und menschenverachtende Witze ausgetauscht wurden. In einer Stellungnahme fordert er, dass Beteiligte und Mitwisser nicht mehr in Studentenvertretung und Beratung tätig sein dürfen.

Leider handle es sich hierbei nicht um einzelne "schwarze Schafe", sondern offenbar um eine größere Gruppe von AG-Jus-Funktionären. Kritik übt Oberhammer auch an der Reaktion der AG Jus auf ihrer Homepage. Diese zeige noch jetzt mangelndes Einsichtsvermögen, indem sie "diese menschenverachtenden Exzesse" in einer Stellungnahme als "schwarzer Humor" bzw. "Dummheit" bezeichnet und beklagt, die Screenshots seien "aus dem Zusammenhang einer Diskussion gerissen" worden, um der AG Jus bei der bevorstehende ÖH-Wahl zu schaden.

"Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien verurteilt dieses Verhalten auf das Schärfste", heißt es auf der Homepage des Juridicums, wo, wie Oberhammer betont, einst viele Studenten und Professoren Opfer des NS-Terrors geworden seien. Die Vorfälle in der AG Jus würden eine Geisteshaltung zeigen, die den Studierenden und Mitarbeitern fremd sei.

17 Beteiligte wurden ausgeschlossen

Auch die bundesweite Spitzenkandidatin der AG Silvia Grohmann meldete isch (mit etwas verspätung) zu Wort. Sie verurteilt die "Vorkommnisse" rund um geheime Chat-Gruppen der AktionsGemeinschaft (AG) am Juridicum scharf, solche "furchtbaren Inhalte" würden "nicht toleriert". Bisher seien 17 Beteiligte aus der AG Jus und aus der Fakultätsvertretung ausgeschlossen und bei weiteren Verdächtigen die Mitgliedschaft ruhend gestellt worden.

Man wolle eine "lückenlose Aufklärung sicherstellen" - und auch, "dass wir konsequent sämtliche Beteiligten ausschließen können". Schon ausgeschlossen wurden die 17 Mitglieder, die man anhand von Screenshots als Beteiligte festmachen konnte. Bei allen Personen, bei denen auch nur ansatzweise der Verdacht bestehe, sei die Mitgliedschaft in der AG Jus ruhend gestellt bis sie den Verdacht entkräftet haben, erläuterte Grohmann Mittwoch in einer Aussendung.

Beteiligte können nicht von Wahlliste gestrichen werden

Von den Beteiligten seien zudem Verzichtserklärungen für ihr AG Mandat - das sie mit der bevorstehenden Wahl bekommen könnten - gefordert worden, auch weitere Mitglieder hätten eine solche abgegeben. Von der Liste könnten sie nicht mehr gestrichen werden, die Frist dafür ist abgelaufen.

Die neue AG Jus-Präsidentin Florida Kleebinder will nun "die AG Jus neu aufstellen". Es dürfe nie wieder dazu kommen, "dass solche abscheulichen Inhalte in irgendwelchen geheimen Gruppen kursieren", versprach auch sie, mit dem neuen Team die Vorfälle im Detail aufzuarbeiten.

(APA)

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